Keine Frage: Der Holocaust war das Übelste, was die Deutschen in ihrer langen Geschichte angestellt haben. Und daher ist es nach 75 Jahren sicher zu früh, über einen sogenannten Schlussstrich auch nur nachzudenken. Denn ein Dreiviertel-Jahrhundert ist historisch betrachtet selbst für AfD-Anhänger nur ein „Vogelschiss“, wenn man den Sprachgebrauch ihres ehemaligen Anführers einmal gebrauchen möchte.
Gleichwohl hatte das multimediale Gedenken am Montag vergangener Woche etwas von einer Überdosis. Sondersendungen, Themenabenden, und und und. Doch es waren die gleichen Bilder, die gleichen Geschichten und die gleichen Phrasen wie im vergangenen Jahr, wie im Jahr davor und wie im Jahr davor. Und es war viel zu viel von alledem.
Natürlich ist es wichtig, an die Gräueltaten zu erinnern. Aber Qualität sollte eindeutig vor Quantität gehen. Denn wenn das auf diese Weise weitergeht, besteht die Gefahr, dass die Gedenktage schon bald zu hohlen Ritualen verkommen – spätestens dann, wenn die letzten Überlebenden verstorben sind und der Schrecken dann keine Gesichter mehr hat. Es ist dringend an der Zeit nach anderen Wegen zu suchen, die Botschaft zu vermitteln, dass sich Völkermorde wie der Holocaust nicht wiederholen dürfen.
5. Februar 2020