7. Februar 2020

Leserbrief

„Das waren keine Phrasen“

Zum Kommentar „Zu viel des Guten“ in der Ausgabe vom 5. Februar erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Willi Schelwies. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@schwalbacher-zeitung.de.

Erstmals sprach mit Frank-Walter Steinmeier ein deutscher Bundespräsident in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und er beklagte den „kruden Antisemitismus“, der in Deutschland hervorbreche. Das waren keine Phrasen und auch nicht die „gleichen Bilder wie im vergangenen Jahr, wie im Jahr davor und im Jahr davor“.
In Schwalbach hatte der „Arbeitskreis Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus“ am 26. und 27. Januar zwei Vorstellungen des Figurentheaters „Pantaleon“ mit dem Stück „Wenn du einmal groß bist“ in der Albert-Einstein-Schule mit einer anschließenden Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern organisiert. Das ist nur eines von vielen anderen Projekten an dieser Schule zum Thema Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit.
Woran lässt sich die Qualität messen, die vor Quantität gehen soll? Es erscheint mir unangemessen, das Thema in einer Kolumne zu banalisieren. Ja – es ist ein Problem, wenn „die letzten Überlebenden verstorben sind“ und auch die Zeitzeugen der Tätergeneration in unseren Familien immer weniger werden – dann sind wir die Zeugen der Erzählungen unserer Eltern und Großeltern, die wir – so hoffe ich – befragt und hinterfragt haben.
In Zukunft wird es vor allem um den Dialog mit der jungen Generation gehen. Dafür braucht es viel Zeit, Raum und Unterstützung, wie zum Beispiel durch die Anne-Frank-Bildungsstätte in Frankfurt, die in Zusammenarbeit mit unseren Schulen neue Wege zu gehen versucht.
Als Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit im MTK loben wir alle zwei Jahre den Erich-Rohan-Preis aus, an dem sich im vergangenen Jahr fünf Schulen beteiligt haben.
Es ist beeindruckend, wie es Lehrerinnen und Lehrern gelingen kann, dass sich Schülerinnen und Schüler mit dem schwierigen Thema der Bewältigung der Vergangenheit engagiert auseinandersetzen und eigene Antworten finden. Willi Schelwies, Schwalbach

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