Denken wir mal quer: In Schwalbach leben zurzeit 15.300 Menschen. Zwei von ihnen sind zurzeit offiziell an Covid-19 erkrankt. Selbst wenn man annimmt, dass es zehnmal mehr Kranke gibt, ist das Verhältnis zwischen Corona-Kranken und Gesunden immer noch 1:765. Rein rechnerisch könnte man also fast 800 maskenlose Schwalbacher treffen, ehe man Gefahr läuft, sich mit Covid-19 anzustecken. Im Auge des Mathematikers scheint die Wirkung der Maskenpflicht zumindest in Schwalbach gegen Null zu tendieren.
Doch es spielt keine Rolle, ob Mund-Nasen-Bedeckungen sinnvoll sind oder nicht. Zum einen wird man das ohnehin erst in einigen Jahren abschließend beurteilen können. Zum zweiten wurde die lästige Pflicht im Frühjahr in einem langwierigen Prozess von frei gewählten demokratischen Gremien beschlossen. Nicht irgendein Geheimbund hat uns die Masken über die Köpfe gestreift, sondern wir alle zusammen über die von uns allen ausgewählten Repräsentanten.
Allein der Respekt vor dieser freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet uns, die zweifellos unbequemen Stoff- und Papierfetzen in den Geschäften, auf dem Wochenmarkt, in Bussen und Bahnen und neuerdings auch in Schulen zu tragen. Mit der Maskenpflicht verhält es sich nicht anders als mit der Gurtpflicht, der Helmpflicht oder der Steuerpflicht. Eigentlich sollte man darüber nicht mehr diskutieren.
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Die dieswöchigen „Schwalbacher Spitzen“ lassen vermuten, dass selbst nach einem halben Jahr fälschlicherweise davon ausgegangen wird, dass eine Mund Nasenmaske vornehmlich den Träger vor Infektion schützt. Das Tragen der Masken soll jedoch die Mitmenschen schützen, und hier müssen wir auch nicht jahrelang auf abschließende Erkenntnisse warten. Diese Erkenntnisse liegen uns bereits seit langer Zeit vor, ansonsten würden nämlich OP Personal, Zahnnärzte und andere Berufsgruppen nicht, zum Schutz ihrer Patienten, Mund und Nase bedecken. Dies schaffen sie im Übrigen viele Stunden täglich, bis ins Rentenalter.
Die angesprochenen Mathematiker würden vermutlich Schwalbach nicht isoliert betrachten. Die Schulferien sind vorüber, Schüler aus Nachbargemeinden besuchen Schwalbacher Schulen, Reiserückkehrer und Berufspendler können das Infektionsgeschehen maßgeblich beeinflussen. Auch konnten Mathematiker, vor Einführung der Maskenpflicht, beobachten, dass das Infektionsgeschehen ohne Schutz exponentiell anwächst.
Auf diese Weise tragen „Die Schwalbacher Spitzen“ nicht zur Akzeptanz der schützenden Masken bei. Die Verwendung von negativ besetzten Worten wie „lästig, unbequem und Fetzen“ im Zusammenhang mit Mund Nasenmasken, ist Wasser auf den Mühlen der Maßnahmenverweigerer und wirkt kontraproduktiv in Bezug auf die Eindämmung des Virus.
Selbstverständlich darf und soll die Maskenpflicht diskutiert werden, um dann vielleicht die temporäre Notwendigkeit besser zu verstehen.
Rücksichtnahme gegenüber seinen Mitmenschen und Fürsorge sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, ohne die eine Gesellschaft nicht existieren kann.