10. September 2020

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

Auch in dieser Woche stellen wir ihnen einen bunten Literaturmix vor. Andreas Izquierdo erzählt die Geschichte dreier Jugendlicher, die in den Wirren des frühen 20. Jahrhunderts ihren Weg suchen. Der philosophische Debütroman von Jessie Greengrass beschäftigt sich mit der Frage, wie man Erkenntnisse gewinnt und die richtigen Entscheidungen trifft. In dem witzig illustrierten Kinderbuch von Marc-Uwe Kling lassen drei Kinder ihren Opa alleine in der Küche.


„Schatten der Welt“

Thorn in Westpreußen, 1910. Der schüchterne Carl, der draufgängerische Artur und die freche Isi sind frohen Mutes, dass der Ernst des Lebens noch ein wenig auf sich warten lässt. Nicht einmal die Nachricht, dass ein Komet namens „Halley“ die Menschheit zu vernichten droht, kann die drei Jugendlichen schockieren. Im Gegenteil – ungerührt verkaufen sie Pillen gegen den Weltuntergang, während Halley still vorbeizieht.

Doch das Erwachsenwerden lässt sich nicht aufhalten: Carl beginnt eine Ausbildung zum Fotografen, Artur und Isi werden ein Paar. Als 1914 die große Weltpolitik über sie hinein bricht, reißt es die Freunde auseinander. Artur und Carl werden eingezogen, fernab der Heimat werden die beiden Teil eines Kriegs, der jede Vorstellungskraft sprengt. Derweil hat Isi zuhause in Thorn ganz andere Kämpfe auszufechten.

1918 ist der Krieg endlich vorbei. Nichts ist geblieben, wie es einmal war – und doch scheint ein Neuanfang möglich.

„Schatten der Welt“ ist Abenteuerroman, eine Geschichte über das Erwachsenwerden und historischer Roman zugleich.

Der Schriftsteller und Drehbuchautor Andreas Izquierdo veröffentlichte u.a. den Roman „König von Albanien“ (2007), der mit dem Sir-Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman des Jahres ausgezeichnet wurde, sowie „Apocalypsia“ (2010). Zuletzt erschienen seine Romane „Romeo & Romy“ (2017) und „Fräulein Hedy träumt vom Fliegen“ (2018). Andreas Izquierdo lebt in Köln.

Andreas Izquierdo: „Schatten der Welt“
DuMont Verlag, Köln 2020. 544 Seiten, 16 Euro.


„Was wir voneinander wissen“

Eine junge Frau steht vor einer lebensverändernden Entscheidung und stellt sich deshalb die Frage, wie man eigentlich Erkenntnisse gewinnt. Sie überdenkt ihre eigene Situation und die ihrer Mutter und Großmutter, betrachtet aber auch die Erfolge berühmter Wissenschaftler, um so zu verstehen, was das Leben eigentlich ausmacht und wie man voneinander lernen kann.

Will ich ein Kind? Will ich es jetzt? Was gibt dem Leben Bedeutung? Die Ich-Erzählerin versucht, im Leben ihrer verstorbenen Mutter und ihrer Großmutter, die Psychoanalytikerin war, Antworten auf diese essenziellen Fragen zu finden. Auf der Suche nach einem Muster, das sich auf ihr eigenes Leben übertragen lässt, nimmt sie Wendepunkte im Leben wichtiger Persönlichkeiten der Medizingeschichte in den Blick: Röntgen und seine Entdeckung der X-Strahlen, Sigmund und Anna Freud und ihre Entwicklung der Psychoanalyse sowie John Hunter, der die Anatomie erforschte.

Wie fällt man rationale Entscheidungen, wenn man die emotionalen Konsequenzen nicht absehen kann? Kann man aus der Geschichte und den Errungenschaften anderer lernen und für das eigene Leben Schlüsse ziehen? Die Autorin Jessie Greengrass hat in Cambridge und London Philosophie studiert. Für ihre Erzählungen wurde sie bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. In ihrem ersten Roman erkundet sie die Angst, folgenreiche Fehler zu machen.

Jessie Greengrass: „Was wir voneinander wissen“
aus dem Englischen übersetzt von Andrea O’Brien
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020. 224 Seiten, 20 Euro.


„Der Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat“

In den Sommerferien kommen Oma und Opa wieder zum Aufpassen vorbei. Tiffany, Max und Luisa wissen nun auch, wer auf wen aufpassen soll. Und trotzdem lassen sie den Opa allein in die Küche. Tja, und der Opa stellt den supertollen neuen Retro-Wasserkocher auf den Herd und dann macht er die Platte an. Zwar nur aus Versehen, ist aber trotzdem keine gute Idee: Der Wasserkocher fängt an zu schmelzen, sodass es im ganzen Haus fürchterlich stinkt und alle über Nacht im Garten bleiben müssen. Wider Erwarten wird das sogar richtig lustig – mit Tischtennisturnier, Wasserschlacht, Lagerfeuer und Gruselgeschichten von Wasserkochern.

Das neue Buch für Kinder ab 6 Jahren von Marc-Uwe Kling nach den Bestellern „Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat“ und „Das NEINhorn“. Mit Illustrationen von Astrid Henn.

Marc-Uwe Kling: „Der Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat“
Carlsen Verlag, Hamburg 2020. 72 Seiten, 12 Euro.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert