18. Februar 2021

Lesestoff

Das Romandebüt „Couscous mit Zimt“ von Elsa Koester erzählt vom Leben der Frauen dreier Generationen in einer Familie. In „71/72 – Die Saison der Träumer“ blickt Bernd-M. Beyer zurück in eine längst vergangene (Fußball-)Welt. Und in seinem Fotoband „Tiefseewesen“ bietet der Biologe und Naturfotograf Solvin Zankl faszinierende Einblicke in das Leben unter Wasser.

 

„Couscous mit Zimt“

Zigaretten, Cognac und Bücher – ihre letzten Jahre verbringt die über hundertjährige Lucile am liebsten lesend im Bett ihrer Pariser Wohnung. Als kurz nach Luciles Tod auch ihre Tochter Marie stirbt, erbt Lisa das Appartement in der Avenue de Flandre. Ihr bleiben nur noch die Erinnerungen an die zwei eigenständigen, vom Leben gezeichneten Frauen der Familie. Das Verhältnis von Mutter und Großmutter war explosiv. Die starke, aber auch selbstbezogene Französin Lucile musste nach der Unabhängigkeit Tunesiens mit ihren Töchtern überstürzt nach Frankreich fliehen, ein Heimatverlust, den die in Tunesien geborene, temperamentvolle Marie nie verwunden hat. „Fische haben empfindliche Füße“, pflegte Marie zu sagen, die immer wieder ins Straucheln geriet bei dem Versuch, im neuen Land Fuß zu fassen. Der schmerzhafte Abschied von Tunesien, die erste dramatische Liebe im Pariser Mai 1968, die Flucht vor den Übergriffen Luciles nach Berlin, wo Lisa Jahre später zur Welt kam – von all dem hat Marie ihrer Tochter erzählt. Doch kann Lisa den Erzählungen ihrer Mutter trauen?

Elsa Koester wurde 1984 als Tochter einer französischen Pied-noir mit tunesischer Kolonialgeschichte und eines norddeutschen Friesen mit US-amerikanischer Auswanderungsgeschichte in Berlin geboren, wo sie heute lebt. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaft sowie Soziologie und engagierte sich über 15 Jahre in sozialen Bewegungen. Heute arbeitet sie als politische Redakteurin bei der Wochenzeitung „Der Freitag“. Die neu entflammte Debatte über Identität und Heimat inspirierte sie zu ihrem Romandebüt „Couscous mit Zimt“, in das ihre Erfahrungen aus einer diversen kulturellen Identität, als Journalistin und Aktivistin mit einfließen.

Elsa Koester: „Couscous mit Zimt“
Frankfurter Verlagsanstalt, 2020. 448 Seiten, 24 Euro.

 

„71/72 – Die Saison der Träumer“

1971/72: Der Bundesligaskandal erschüttert das Land, die Nationalelf um Beckenbauer und Netzer spielt Zauberfußball im Wembley-Stadion und wird Europameister, Willy Brandt übersteht das Misstrauensvotum, die RAF hält Deutschland in Atem, die Band Ton Steine Scherben liefert den Sound für Aufbruch und Protest. Stan Libuda und Rio Reiser sind die Träumer, die die Leser durch ein aufregendes Jahr begleiten und ein Schlaglicht werfen auf die Anatomie der bundesdeutschen Gesellschaft.

Bernd-M. Beyer, Jahrgang 1950, arbeitete zunächst als Tageszeitungsredakteur, danach studierte er Politik und Volkswirtschaft. Von 1981 bis 2015 war er als verantwortlicher Lektor im Verlag Die Werkstatt mit Schwerpunkt Fußballgeschichte tätig. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Fußballkultur.

Bernd-M. Beyer: „71/72 – Die Saison der Träumer“
Werkstatt Verlag, 2021. 352 Seiten, 22 Euro.

 

„Tiefseewesen“

Es ist stockfinster, kalt und ziemlich unheimlich: Die Tiefsee wirkt nicht gerade lebensfreundlich. Trotzdem beherbergt diese Unterwasserwelt eine erstaunliche Anzahl unterschiedlichster Meerestiere. Doch nur selten bekommen wir Einblicke in das Leben und Verhalten dieser teils bildschönen, raffinierten, bizarren und teils gruseligen Wesen.

Der Biologe und Naturfotograf Solvin Zankl gibt den vermeintlichen Monstern der Tiefsee ein Gesicht. Auf sechs Expeditionen zwischen Spitzbergen, Kapstadt und Ostasien taucht er ab, holt Korallen, Fische, Garnelen, Tintenfische, und winzige Plankton-Organismen vor die Kamera und hält sie in aufwendig gestalteten Fotos fest.

Solvin Zankl & Maike Nicolai: „Tiefseewesen“
DK Verlag, 2020. 160 Seiten, 39,90 Euro.

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