Kaum jemand polarisiert in Schwalbach mehr als Alida Dethmers. Die einen halten sie für eine Heldin, die sich mit vollem Einsatz für Schwalbach und die Schwachen einsetzt, die anderen sind von ihren vielen Einwürfen und Protesten gelinde gesagt genervt. Ende Juli feierte die resolute Mexikanerin ihren 70. Geburtstag.
Den hat sie zusammen mit ihrem Mann Reiner an ihrem Zweitwohnsitz im kalifornischen San Diego verlebt und ist erst vor wenigen Tagen nach Schwalbach zurückgekehrt, weil sie in diesen Tagen zum zweiten Mal Großmutter wird.
Die Rolle der liebevollen Oma, die sie so gerne ausfüllt, zeigt Alida Dethmers in Schwalbach allerdings selten in der Öffentlichkeit. Hier ist sie eher als kämpfende Löwin präsent, die sich für Migranten und ihre neue Heimat Schwalbach einsetzt, in der sie seit mittlerweile 45 Jahren lebt.
Alida Dethmers weiß, wovon sie spricht. Als Tochter einer angesehenen mexikanischen Familie ist sie selbst als Migrantin in den USA aufgewachsen, kam dann nach der Hochzeit mit ihrem Mann nach Deutschland und war wieder Migrantin. Dabei hat sie gelernt, wie wichtig es für Einwanderer ist, Sprache und Landessitten zu erlernen und sich möglichst schnell zu integrieren.
Das ist bis heute das Credo von Alida Dethmers geblieben. Migranten, die sich weigern, Deutsch zu lernen oder die versuchen, strenge religiöse Sitten in Deutschland zu etablieren, trifft ihre harte Kritik genauso wie Kommunalpolitiker, die Probleme mit Migranten schönreden oder die untätig sind, wenn Einwanderer Schutz und Hilfe benötigen.
Unzählige Leserbriefe hat sie zu ihrem Thema geschrieben, unzählige Anträge in den politischen Gremien gestellt und unzählige Male ist sie bei Bürgerversammlungen aufgestanden und hat mahnend den Finger gehoben. Dabei schießt sie manchmal über ihr Ziel hinaus und wirbelt mit ihren klaren Worten den konsensorientierten Politikbetrieb kräftig durcheinander. Dem großen Respekt, den ihr viele gerade auf überörtlicher Ebene zollen, steht in Schwalbach häufig blanke Ablehnung gegenüber, auch wenn ihr 2008 der James-Elmer-Spyglass-Preis verliehen wurde.
Das alles kostet Kraft und Alida Dethmers musste in den vergangenen Jahren gleich mehrere schwere Erkrankungen durchstehen. Ihre Lebensfreude lässt sie sich dennoch nicht nehmen. Wenn beim Sommertreff oder beim Altstadtfest Livemusik gespielt wird, ist sie auch mit 70 eine der ersten, die vor der Bühne mit ihrem Mann tanzt. Und ihr breites, herzliches Lachen kommt auch nach der härtesten politischen Auseinandersetzung innerhalb kürzester Zeit wieder zurück. MS