Amerikanische Botschafter haben der Bundeskanzlerin einmal den Spitznamen „Teflon Merkel“ verpasst, weil an ihr jegliche Kritik wie an dem wundersamen Material abprallt, das in Krieg und Küche gleichermaßen geschätzt wird. Beim sogenannten „Triell“ am Sonntag wurde klar: Olaf Scholz scheint den Teflon-Anzug der Kanzlerin irgendwie an sich gebracht zu haben. Tiefenentspannt und ohne jede Aufregung ließ er alle Angriffe von Armin Laschet einfach an sich abgleiten, ohne sich inhaltlich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Kein Wunder, dass er auch die zweite Fernsehdiskussion gegen den wacker kämpfenden Armin Laschet im Daueralarmzustand gewann. Viele haben offenbar die Hoffnung, dass sie nach „Mutti Merkel“ nun „Vati Scholz“ bekommen. Doch wer auf eine Art Merkel in männlich setzt, bekommt wahrscheinlich Saskia Esken im grauen Anzug. Das SPD-Programm sieht jedenfalls komplett anders aus als der ruhig, besonnen und seriös auftretenden Olaf Scholz, der es zurzeit verkauft.
Bleibt Annalena Baerbock, die am Sonntag eine andere Eigenschaft der Kanzlerin kultivierte: Sie hielt sich aus den meisten Keilereien heraus, schaute dem Treiben oft minutenlang stoisch zu und befasste sich eher mit der Zukunft als mit den Fehlern ihrer Kontrahenten. Auch wenn Angela Merkel niemals lila Pumps mit dolchartigen Absätzen trägt: Vielleicht wäre Annalena Baerbock am Ende auch kein schlechter „Mutti“-Ersatz.
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