Dass es ein furchtbares Jahr gewesen ist, liest und hört man zurzeit in vielen Jahresrückblicken. Für Schwalbach gilt das ganz besonders und daran war nicht einmal das „Corona“-Virus schuld. Das war nur für die erste schlechte Nachricht im Januar zuständig. Als einzige Stadt im Main-Taunus-Kreis bekam Schwalbach seinerzeit wegen allzu hoher Fallzahlen eine nächtliche Ausgangssperre.
Richtig dick kam es dann Anfang März: In Bremen ging die Greensill-Bank pleite und Bürgermeister Alexander Immisch (SPD) beichtete nach fast einer Woche des Schweigens, dass er dort 19 Millionen Euro angelegt hatte. Auf die Kommunalwahl hatte das Desaster keine Auswirkungen mehr, doch wurde die politische Landschaft umgepflügt. Am Ende war die CDU bereit, den angeschlagenen Bürgermeister zu stützen und sicherte sich im Gegenzug für einen der ihren den gut dotierten Posten des hauptamtlichen Ersten Stadtrats – ein Kuhhandel, wie ihn Schwalbach lange nicht gesehen hat.
Einen weiteren Tiefpunkt erlebte Schwalbach dann im Mai, als die Staatsanwaltschaft das Rathaus durchsuchte. Der Bürgermeister wird seither der Untreue im Amt beschuldigt. Das Verfahren läuft noch. Doch auf die Idee, sein Amt deswegen zumindest ruhen zu lassen, kommt Alexander Immisch nicht. Er will die Sache aussitzen und schweigt.
Vollends ruiniert wurde das politische Klima dann von einem Akteneinsichtsausschuss, der eigentlich klären sollte, wie es zu dem historischen Millionenverlust kommen konnte. Die Ergebnisse waren spärlich, die Konsequenzen auch. Einzig das bisher gute Miteinander zwischen den Parteien wurde nachhaltig zerstört. Grüne und FDP/Freie Bürger agieren seitdem zunehmend aggressiv. SPD und CDU kontern mit Arroganz. Diskutiert wird nicht mehr, nur noch an den Kopf geworfen – bis hin zu persönlichen Beleidigungen.
Im Herbst offenbarten dann die Prognosen für die finanzielle Entwicklung der Stadt, wie stark der Wegzug von Samsung Schwalbach treffen wird. Ab 2025 fehlen jährlich rund 20 Millionen Euro. Das nächste Desaster kündigt sich an.
Aus dieser Dunkelheit stieg dann aber doch noch ein Stern auf. Anfang Dezember ernannte Bundeskanzler Olaf Scholz die Schwalbacher SPD-Vorsitzende Nancy Faeser zur Bundesinnenministerin. Für sie geht der Weg steil nach oben. Allen anderen Schwalbacherinnen und Schwalbachern droht dagegen eine harte Landung.
Schreiben Sie Ihre Meinung zu dem Thema in das Feld unten!