24. März 2022

Erfolgreiches Benefizkonzert für die Ukraine in der Flörsheimer Stadthalle

Klänge für und aus der Ukraine

Marat Dickerman (Violine), Monika Gutmann (Klavier) und Ramón Jaffé (Violincello) begeisterten beim Ukrainie Benefiz-Konzert der CJZ in Flörsheim.die Zuhörer. Foto: CJZ

Dass von der Gesellschaft für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) im Main-Taunus initiierte und von der Stadt Flörsheim, dem Caritasverband Main-Taunus und der Europa Apotheke unterstützte Benefizkonzert am vergangenen Sonntag in der Flörsheimer Stadthalle war sowohl musikalisch als auch in Bezug auf die Spendeneinnahmen ein voller Erfolg.

Carol Wanske, die katholische Vorsitzende der CJZ Main-Taunus, dankte dem Publikum dafür, dass es mit dem Besuch des Konzerts seine Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zeigte. Sie warf die Frage auf, wie wohl unsere Nachkommen auf uns schauen werden, wenn sie sehen, was zu diesem Krieg geführt hat: „Werden sie uns für unsere Geduld loben oder für unser langes Zögern tadeln?“ Carol Wanske zitierte John Donne und machte damit sicher alle nachdenklich: „Niemand ist eine Insel, in sich ganz; jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Festlandes. Wenn eine Scholle ins Meer gespült wird, wird Europa weniger, genauso als wenn’s eine Landzunge wäre, oder ein Landgut deines Freundes oder dein eigenes.“
Der evangelische Pfarrer Karl Endemann übernahm die Worte des Flörsheimer katholischen Pfarrers Friedhelm Meudt, die dieser anlässlich einer Mahnwache für die Ukraine gesagt hatte: „Trotz verschiedener oder auch keiner religiösen Bekenntnisse haben doch alle Menschen eine ähnliche Vorstellung von Gut und Böse.“ Damit leitete er über zum ökumenischen Friedensgebet des Jahres 2022, welches er dem Publikum eindringlich vortrug.
Der Frankfurter Rabbiner Schlomo Raskin machte mit Bibelworten Hoffnung auf Frieden: „Ich werde Frieden auf die Erde geben und ihr werdet schlafen ohne Ängste“ zitierte er. Auch lobte Raskin die Musiker, die Veranstalter und das Publikum für ihr „handeln“, denn sein alter Rabbi habe zu ihm gesagt, jedes Handeln sei mehr wert als 1.000 Seufzer: „Denn das Seufzen wird nicht helfen, nur das tun kann helfen. Handeln braucht Mut – ihr seid mutige Menschen, ihr tut etwas.“ Mit einem gesungenen jüdischen Gebet schloß Schlomo Raskin die Rednerrunde ab.
Der wunderbare musikalische Teil des Benefizkonzertes auf der in dezentes blaues und gelbes Licht getauchten Bühne wurde von dem Cellisten Ramón Jaffé interessant und charmant moderiert.
Auf den schönen musikalischen Nachmittag wunderbar eingestimmt wurde das Publikum von Ostap Shpik, einem jungen Violinisten aus der Ukraine, mit dem Adagio aus der Sonate g-moll von J. S. Bach. Dann spielten Ramón Jaffé und die Pianistin Monica Gutmann „die schönsten Perlen der Kammermusik von Schumann“. Es folgten „4 Duos für Violine und Violoncello op. 39“ des in der Ukraine geborenen Komponisten Reinhold Gliére, virtuos gespielt vom ebenfalls aus Kiew stammenden Violinisten Marat Dickerman und von Ramón Jaffé. Auch dem Komponisten Alexander Weprik, mit dessen temperamentvollen „3 Volkstänzen“ die beiden Musiker danach die Zuhörer erfreuten, wird eine ukrainisch-russische Herkunft nachgesagt.
Das der Violinist Ostap Shpik aus der Ukraine stammt, machte er ganz offensichtlich sehr gerne auch musikalisch klar: der junge Musiker spielte die „Melodie für Violine und Klavier“ von Myroslaw Skoryk sehr emotional, und das mit besonderem Grund: „diese Melodie ist so bekannt, jeder denkt sie wäre ein Volkslied – sie wird als ukrainisches Symbol der Hoffnung und des Friedens zurzeit auf der ganzen Welt gespielt“. Am Piano wurde Ostap Shpik von Luis Ricardo Vélez Rodriguez begleitet. Die Zuhörer reagierten mit großem Beifall auf dieses musikalische Symbol. Mit klanggewaltigen und furiosen Klängen aus Mendelssohns Trio d-moll, dessen „extrem virtuoser“ Klavierpart von Monika Gutmann exzellent interpretiert wurde, entließen die Pianistin, Marat Dickermann und Ramón Jaffé das Publikum in die Pause.
Mozarts getragene Klänge der Sonate B-Dur, wie sie nach der Pause von Ostap Shpik auf der Violine und Luis Ricardo Vélez Rodriguez auf dem Piano intoniert wurden, waren sicher gut geeignet, die Sehnsucht nach einer heilen, geordneten und fröhlichen Welt auszudrücken. Danach entführte ein „Milontan“ von J. Bragato das Publikum nach Argentinien.
Dazu standen zwar stilistisch im Kontrast die „Rumänischen Volkstänze“ von B. Bartok. Ramòn Jaffé und Monika Gutmann holten auch Klänge des „Königs des Tango“ mit dem „Esqualo“ von A. Piazzolla in die Flörsheimer Stadthalle. Abgeschlossen wurde das wunderbare Benefiz-Konzert mit dem Allegro aus der „Cafe Music“ von P. Schoenfield, einem noch lebenden Komponisten, der dafür bekannt ist, das er gern zwischen verschiedenen Genres wandert. Er soll die von Marat Dickerman, Monika Gutmann und Ramòn Jaffé noch einmal zusammen dargebotenen lebhaften, optimistischen Melodien tatsächlich ein einem Café geschrieben haben.
Dadurch, dass die hochkarätigen Musiker an diesem Nachmittag alle auf ihre Gage verzichteten, konnten mehr als 2.200 Euro an Spenden gesammelt werden, mit denen die CJZ die Flüchtlingshilfen der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden und der Flörsheimer Partnerstadt Pyskowice sowie die Ukrainehilfe von Caritas International unterstützen wird. red

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