15. Dezember 2022

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

In ihrem Roman „Ein Abend mit Marilyn“ erzählt Maxine Wildner das dramatische Leben der Ikone Marilyn Monroe. „Der Sommer des Großinquisitors“ von Helmut Lethen ist ein Essay über Macht und Moral – und ein aufregender Ritt durch die Literatur, Philosophie und Geschichte des 20. Jahrhunderts. In Paul Maars Kinderbuch „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ erlebt das Mini-Sams einen abenteuerlichen und lustigen Weihnachtstag.

 

„Ein Abend mit Marilyn“

Marilyn Monroe, das Sexsymbol einer Generation, das Kind, das keiner wollte, die unterschätzte Schauspielerin, die ihre Regisseure in den Wahnsinn trieb – zwei Monate vor ihrem Tod feiert Marilyn ihren 36. Geburtstag in einem New Yorker Restaurant. Alle sind gekommen: Billy Wilder, ihr Lieblingsregisseur, Laurence Olivier, mit dem sie die schlimmsten beruflichen Erfahrungen machte, Lauren Bacall, ihre Ex-Ehemänner, ihre schizophrene Mutter und als Ehrengast hat sich sogar JFK angekündigt. Nur Marilyn ist wie immer zu spät. Während Drinks und Pastrami-Sandwiches serviert werden, lässt diese illustre Runde das tragische und unerklärliche Leben der Norma Jeane Baker alias Marilyn Monroe vor uns erstehen. Es führt aus dem Waisenhaus, über eine erzwungene Ehe bis hinauf zu den Sternen am Himmel Hollywoods. Marilyn ist der berühmteste und vielleicht unglücklichste Hollywood-Star aller Zeiten. Der letzte Geburtstag ihres Lebens wird zu einer unvergesslichen Nacht.

Maxine Wildner, geboren 1980 in Wien, studierte Germanistik und Film- und Medienwissenschaften. Sie war als Schauspielerin und Dramaturgin an verschiedenen Bühnen in Deutschland und Österreich tätig.

Maxine Wildner: „Ein Abend mit Marilyn“
Insel Verlag, 2022. 280 Seiten, 14 Euro.

 

„Der Sommer des Großinquisitors“

Helmut Lethen stößt auf eine Gestalt, die ihn in den Bann zieht: den Großinquisitor, der in der gleichnamigen Legende Dostojewskis den auf die Erde zurückgekehrten Jesus wie die Häretiker auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen will. Diese Verkörperung des Bösen wird zum Ausgangspunkt und Begleiter, wenn Lethen den Bogen schlägt von den Schwarzen Messen des Fin de Siècle über den Kult des Bösen in den historischen Avantgarden und die französischen „Salonnihilisten“ bis in unsere Gegenwart.

Denn siehe da: Der Großinquisitor geistert durch die Schriften der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts, als Denkfigur der Realpolitik bei Max Weber, als regelrechtes Idol bei Carl Schmitt und bei Helmuth Plessner. Noch in Arthur Koestlers Renegaten-Roman „Sonnenfinsternis“ tritt eine Art Inquisition auf und mit ihr das Grauen der Verfolgung politischer Gegner in der Sowjetunion. Wo immer der Großinquisitor auftaucht, wird in Lethens bestechenden Lektüren nicht nur das kalte, moralbefreite Denken erfahrbar, sondern auch die dahinterstehenden historischen Verwerfungen und Brüche.

Helmut Lethen, geboren 1939, lehrte von 1977 bis 1996 an der Universität Utrecht, anschließend übernahm er den Lehrstuhl für Neueste Deutsche Literatur in Rostock. Von 2007 bis 2016 leitete er das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Sein Buch „Verhaltenslehren der Kälte“ (1994) gilt als Standardwerk, „Der Schatten des Fotografen“ (2014) wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Zuletzt erschien die vielbeachtete Autobiographie „Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug“ (2020).

Helmut Lethen: „Der Sommer des Großinquisitors“
Rowohlt Berlin, 2022. 240 Seiten, 24 Euro.

 

„Das Sams und die große Weihnachtssuche“

Würstchenketten im Christbaum, Weihnachtslieder mit Saxophonbegleitung, jede Menge Geschenke und eine ganze Horde Samse. Besser hätte sich das Sams seinen allerersten Weihnachtsabend gar nicht vorstellen können. Und genauso soll es am ersten Weihnachtstag bitte schön auch weitergehen. Das Mini-Sams soll zurück in die Menschenwelt kommen. Das Sams, Papa Taschenbier und sogar Frau Rotkohl vermissen es so sehr. Aber der Zauberspruch, den sich das Mini-Sams merken muss, um zurück in Papa Taschenbiers Zimmer zu gelangen, ist einfach zu kompliziert. Und so erlebt das Mini-Sams ganz unverhofft einen ganz und gar abenteuerlichen und sehr lustigen Weihnachtstag.

Paul Maar ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Er wurde 1937 in Schweinfurt geboren, studierte Malerei und Kunstgeschichte und war einige Jahre als Lehrer und Kunsterzieher an einem Gymnasium tätig, bevor er den Sprung wagte, sich als freier Autor und Illustrator ganz auf seine künstlerische Arbeit zu konzentrieren.

Paul Maar: „Das Sams und die große Weihnachtssuche“
Oetinger Verlag, 2022. 176 Seiten, 15 Euro.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert