Weihnachtlich geschmückt war der Gruppenraum für das letzte Begegnungscafé in diesem Jahr am vergangenen Samstag. Die offiziellen Aktivitäten der Flüchtlingshilfe sind damit für 2022 beendet. „Wir blicken auf ein sehr aktives Jahr zurück“, stellt die Vorsitzende der Flüchtlingshilfe, Gudula Farwig, im Jahres-Resümee fest.
„Durch das Zugangsverbot während der Pandemie waren unsere Betätigungen für die Geflüchteten stark eingeschränkt. Deutschkurse, Nachhilfe, Begegnungscafés und Spielenachmittage waren nicht möglich. Wir konnten uns nur um das Nötigste kümmern. Darum haben wir uns sehr gefreut, dass wir nun endlich wieder mit allem starten konnten“, erklärte Gudula Farwig.
Doch dann kam der Krieg Russland gegen die Ukraine. Im Projekt „Mutter Krauss“ wurden innerhalb kürzester Zeit viele ukrainische Frauen mit ihren Kindern aufgenommen. Hierbei war Olga Schäfer vom Projekt „Mutter Krauss“ im steten Einsatz und auch als Übersetzerin unentbehrlich. Der Verein „Kindertaler“ verwaltete eine reich ausgestattete Versorgungskammer für Kleidung, Spielzeug und Dinge des täglichen Bedarfs.
Die Flüchtlingshilfe kümmerte sich um die Herrichtung der Räume, Organisation der Sachspenden und vor allem um die immens große Menge an Hilfsangeboten. „Wir sind regelrecht überwältigt worden von so vielfältigen Angeboten, dass wir gar nicht alle Hilfswilligen einsetzen konnten.
Gerhard Borsdorf organisierte kurzfristig Deutschkurse. Dank der Erlaubnis des Hausfrauenbunds Schwalbach finden die Kurse seither in dessen Räumen statt. Das DRK kümmerte sich um die Versorgung mit Internet. Fachfrauen aus dem medizinischen und psychologischen Bereich unterstützten bei akuten Situationen. Die Sprachprobleme waren groß, die rasch gebildete Gruppe Übersetzerinnen daher sehr hilfreich. Sport-Koordinator Manuel Molina informierte umfassend über das Angebot Schwalbacher Vereine, das dankbar aufgegriffen wurde. Der Tennisclub bot Tennisstunden für die ukrainischen Geflüchteten an. Die Pfadfinder luden Kinder und Mütter zu einer Freizeit ein.
Ein Schwalbacher Unternehmen organisierte einen Ausflug für die Ukrainerinnen und ihre Kinder in den Opel Zoo. Schwalbacher Privatleute nahmen ukrainische Geflüchtete bei sich auf, andere boten freie Wohnungen oder Häuser an. Einzelne größere Geldspenden verhalfen der Flüchtlingshilfe zu etwas mehr finanzieller Bewegungsfreiheit.
Die Hilfsbereitschaft für die Ukrainerinnen und Ukrainer war enorm groß und die Flüchtlingshilfe dankt allen Beteiligten dafür.
Durch die aktuelle Situation in Ländern wie Afghanistan, Syrien oder Iran, kommen laut Flüchtlingshilfe vermehrt Flüchtlinge aus diesen Ländern nach Schwalbach. Im Gegensatz zum Jahr 2016 lebten jetzt nur noch Familien in den Gemeinschaftsunterkünften. Dabei sei sehr erfreulich, dass die jungen Männer der „ersten Generation“ von 2015/2016 jetzt die Neuankömmlinge teilweise mitbetreuen. Das erleichtere den Bewohnerinnen und Bewohnern das Einleben in Deutschland. Positiv ist auch, dass viele Bewohner eine Ausbildung machen oder eine feste Arbeit aufnehmen wollen oder bereits begonnen haben.
„Wir stellen manchmal doch noch Berührungsängste fest, insbesondere bei der Wohnungssuche. Ich kann das nachvollziehen. Doch wenn man sich mit den Familien beschäftigt, stellt man fest, sie wollen dasselbe, wie wir alle: Frieden, eine sichere Wohnung, eine feste Arbeitsstelle, Bildung für ihre Kinder und was uns besonders freut: Viele möchten Deutschland gern etwas zurückgeben für die Unterstützung, die sie hier bekommen“, sieht Christina Broda von der Flüchtlingshilfe als positive Entwicklung. Um die Familien besser zu unterstützen, sucht die Flüchtlingshilfe noch immer Patinnen und Paten, Interessierte für Sprachtandems und ganz dringend Wohnungen für diese Familien.
„Es war ein problematisches Jahr“, meint Gudula Farwig. Doch mit vereinten Kräften habe man viel bewirkt. „Unser Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt, des Kreises, allen aktiven und sich angebotenen Helferinnen und Helfern, allen Geld- und Sachspendern, allen beteiligten Organisationen, allen Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe. Ohne diesen vielfachen Einsatz wäre diese erfolgreiche Flüchtlingshilfe-Arbeit gar nicht möglich“, meint die Vorsitzende.
Im kommenden Jahr wird die Flüchtlingshilfe wieder dort aktiv sein, wo es nötig ist. Wer mitmachen möchte, kann mit der Flüchtlingshilfe per E-Mail an mach-mit@fluechtlingshilfe-Schwalbach.de Kontakt aufnehmen. red