Der Arbeitskreis Yarm hält die Städtepartnerschaft lebendig, auch wenn es keine regelmäßigen Gruppenreisen mehr gibt. Ein reichhaltiges Kulturprogramm mit deutsch-britischen Themen finden sich im Angebot.
Viele Schwalbacher werden sich noch an den Weihnachtsmarkt 2016 erinnern. In der Hütte des AK Yarm waren zwei reizende Weihnachtselfen am Werk, Janet Ford und ihre Schwester Pat. Weihnachtselfen in grünen Kostümen mit Zipfelmützen gelten in der Folklore Großbritanniens als die Helfer des Weihnachtsmanns. Janet und Pat hatten hunderte Minced Pies gebacken. Die kleinen Mürbeteigpasteten fanden reißenden Absatz. Die Hütte des AK Yarm mit den lustigen Elfen wurden denn auch als schönster Stand ausgezeichnet.
Dies war ein Höhepunkt in der mehr als zwanzigjährigen Geschichte der Städtepartnerschaft zwischen Schwalbach und Yarm in North Yorkshire, aber auch ein Wendepunkt, wie der Leiter des Arbeitskreises Bernhard Jünemann berichtet: „Wir mussten uns schweren Herzens entscheiden, die regelmäßigen Gruppenbesuchen aufzugeben und auf private Kontakte umzustellen.“ Das fortgeschrittene Alter vieler Teilnehmer erschwerte das Reisen und machte es für einige unmöglich.
Doch die privaten Kontakte sind weiterhin eng. Jetzt kam Janet Ford, die frühere Vorsitzende der Twinning Association, schon zum zweiten Mal nach 2016 wieder zum Besuch nach Schwalbach und war Gast der befreundeten Familie Kunze in Schwalbach. Diese Beziehung zwischen den Partnerstädten lebt, auch nach dem Brexit und der Corona-Pandemie. Natürlich spricht man über die langen Jahre der Partnerschaft. Janet Ford berichtet: „Es gibt so viele schöne Erinnerungen, die bleiben lebendig, die kann uns niemand nehmen.“ Ein Höhepunkt für sie war der Frankfurt Marathon mit einer Europastaffel der Schwalbacher Partnerstädte im Jahr 2015. Daran nahm Janets Neffe Russ als britischer Läufer teil, der heute in Neuseeland lebt. „Für mich war das ein wunderbares Beispiel echter Freundschaft“, erinnert sich die Britin.
Auch der Arbeitskreis musste sich umstellen. „Wir bieten heute ein jährliches Programm für Freunde der britischen Kultur“, erläutert Bernhard Jünemann und er verweist auf die Filmserie zu den Romanen der Brontë-Schwestern und einen entsprechenden Vortrag in diesem Jahr. Dazu komme noch eine Kooperation mit der Deutsch-Britischen Gesellschaft Rhein-Main, an deren umfangreiches Kulturprogramm die Schwalbacher partizipieren könnten. Und da das Angebot seit der Pandemie nicht nur in Präsenz, sondern hybrid auch als Zoom-Veranstaltung läuft, können sich die Freundinnen und Freunde in Yarm bei Interesse dazuschalten. Das gilt auch für den früheren Vorsitzenden des AK Yarm, Chris Higmann und seine Familie in Cheltenham, die viele Jahre in Schwalbach gelebt hat. 2019 organisierte der AK Yarm zudem eine Studienreise in den britischen Süden, die ebenfalls für Treffen mit Yarm genutzt wurde.
Wie geht es nun weiter mit der Partnerschaft? Tatsache ist dem Arbeitskreis zufolge, dass das Interesse der jungen Generation an Städtepartnerschaften gering geworden ist. Viele junge Leute hätten auch so schon früh Kontakte mit anderen im Ausland, so dass Gruppenreisen dazu nicht mehr nötig erscheinen. In Großbritannien komme hinzu, dass britische Schülerinnen und Schüler kaum noch das Fach Deutsch wählen, seitdem im Jahr 2000 die Verpflichtung zu einer Fremdsprache im britischen Abitur abgeschafft wurde.
Janet Ford blickt trotz allem wohlwollend auf die Junge Generation: „Wenn ich sehe wie zwanglos und ohne Vorurteile die nächste Generation miteinander über alle Grenzen kommuniziert, dann bin ich davon überzeugt, dass wir mit unseren Partnerschaften dafür die Grundlage geschafft haben. Das macht mich stolz und wir können sagen: Mission erfüllt.“ red