Es war für Ilja Richter eine Premiere. Da die Technik nicht zur Verfügung stand, musste er improvisieren und a cappella singen, hatte er doch eine musikalische Lesung versprochen. Als schreibender Schauspieler und Chansonier fiel ihm dies nicht schwer und so präsentierte er sein neuestes Buch „Lieber Gott als nochmal Jesus“ in der Stadtbücherei.
Die Leiterin Christiane Graf und Günter Pabst von der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) begrüßten den prominenten Gast. Zum 50jährigen Jubiläum hatte die CJZ die Lesung der Stadtbücherei geschenkt.
Fast alle der 60 Besucherinnen und Besucher kannten Ilja Richter aus längst vergangenen Zeiten. Die legendäre „Disco“-Show im ZDF startete 1971 mit dem jüngsten Showmaster und wurde bis 1982 gesendet. Es folgten Rollen im Film und Fernsehen und viele Showsendungen.
Mitgebracht hatte er eine Generationengeschichte der Familie Paschotka–Lewinski, die das Publikum in ihren Bann zog. Paschotka ist der katholische Zweig und der Name Lewinski ist eben der jüdische Zweig. Irina, seine Mutter, Korbfabrikantentochter, liebt den jüdischen Schuster, gegen alle Widerstände in der Familie und im kleinen Dorf nahe Krakau. Was für eine Geschichte – was für Geschichten.
Erst am Ende der ereignisreichen spannenden Geschichte gestand Ilja Richter zu aller Überraschung, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt. Es existieren keine Zeugnisse, keine Briefe und so schuf er seine Familienlegende.
Wir erlebten einen kurzweiligen Abend bereichert auch mit Chansons von Georg Kreisler. In einem Dialog mit Willi Schelwies von der CJZ ging es um seine „religiöse Obdachlosigkeit“ und seinen Weg zwischen „Kreuz und Davidstern“ – zwischen Judentum und Christentum.
Es war ein beeindruckender Abend mit einem langen Applaus und großem Dank am Ende. red