Schwalbach (MS). Schwalbach drohen gravierende Einschnitte in das Kulturprogramm. Der Entwurf eines Haushaltssicherungskonzeptes sieht für die nächsten vier Jahre eine Halbierung des Budgets für die Kulturkreis GmbH vor. Beliebte Veranstaltungen wie der „Zulu´s Ball“ oder auch das Theater im Bürgerhaus stehen damit vor dem Aus.
Wie berichtet nimmt Schwalbach vor allem durch den Wegzug von Samsung in den kommenden Jahren erheblich weniger Gewerbesteuer ein als bisher. Daher wird Kämmerer Thomas Milkowitsch im Haushaltsplan 2025, den er Ende November vorstellen wird, drastische Sparmaßnahmen ankündigen.
Betroffen davon ist auch die stadteigene Kulturkreis GmbH, die fast alle Veranstaltungen, das Altstadtfest und den Weihnachtsmarkt organisiert, die aber auch mit ihren Arbeitskreisen für viele kleinere Events verantwortlich ist. Der Magistrat will den Stadtverordneten vorschlagen, den Zuschuss für die Kulturkreis GmbH für die nächsten vier Jahre zu halbieren. In diesem Jahr zahlt die Stadt an ihre „Kulturfirma“ einen Zuschuss in Höhe von 415.000 Euro. Bis zum Jahr 2028 sollen es insgesamt nur noch 830.000 Euro sein, also pro Jahr 207.500 Euro.
Anke Kracke, die Geschäftsführerin der Kulturkreis GmbH hat daher ein Konzept erarbeitet, wie dieses Sparziel erreicht werden kann. Danach soll das verbleibende Budget auf drei Jahre verteilt werden. Für 2025 stehen damit nur noch rund 300.000 Euro zur Verfügung. Für 2026 und 2027 dann jeweils noch 265.000 Euro. Im Jahr 2028 würde es dann nach diesem Konzept gar keinen Zuschuss mehr für die Kulturkreis GmbH geben, sollte sich an der Finanzlage der Stadt bis dahin nichts ändern. Der Aufsichtsrat der Kulturkreis GmbH hat das Konzept bereits schweren Herzens gebilligt.
Die einzig gute Nachricht daran ist, dass das Konzept erlaubt, dass die laufende Theatersaison zu Ende gespielt werden kann und dass auch der „Zulu´s Ball“ 2025 stattfinden wird. Danach wird es aber nur noch das Altstadtfest, den Weihnachtsmarkt, „ein paar Sommertreffs“ – wie Anke Kracke sagt – und die Veranstaltungen der Arbeitskreise geben. Das „Theater im Bürgerhaus“ wird mit dem letzten Vorhang im Frühjahr Geschichte sein, ebenso weitere Konzerte, Lesungen und auch das Kindertheater. Auch für den „Zulu´s Ball“ – die weit über die Grenzen Schwalbachs hinaus bekannte Jazzer-Fastnacht – wird nach 2025 wohl Schluss sein.
Auch personell hinterlassen die Sparpläne ihre Spuren. Zum Ende des Jahres hat Anke Kracke bereits ihre einzige Vollzeit-Mitarbeiterin betriebsbedingt entlassen müssen. Die Betroffene wird künftig in anderer Funktion für die Stadtverwaltung arbeiten.
Zusammen mit der verbleibenden Teilzeitkraft will Anke Kracke aber weiter versuchen, ein möglichst vielfältiges Kulturprogramm in Schwalbach auf die Beine zu stellen. „Wir kämpfen dafür, so viel Kultur wie möglich anbieten zu können.“ Sie will versuchen, möglichst viele Fördermittel zu beschaffen, um zusätzliche Veranstaltungen organisieren zu können. Ein wenig Hoffnung ruht dabei auch auf der neuen Bürgerkulturstiftung. „Stärkt die Stiftung!“, ist ihr Appell an alle Kulturinteressierten in Schwalbach.
Kämmerer Thomas Milkowitsch bestätigt die Sparpläne und die geplante Reduzierung des Zuschusses für die Kulturkreis GmbH. Er erklärt jedoch, dass es sich zunächst um Maßnahmen im Rahmen eines Haushaltssicherungskonzeptes handelt. „Wenn sich die finanzielle Lage in den nächsten drei Jahren verbessern sollte, müssen wir das am Ende nicht zwangsläufig machen.“
Unter den vielen Ehrenamtlichen, die in den 15 Arbeitskreisen der Kulturkreis GmbH aktiv sind, haben die Sparpläne für erhebliche Unruhe gesorgt. „Für das Kulturangebot und die Arbeitskreise wären solche Kürzungen ein schwerer Schlag. Kultur ist ein wesentlicher Beitrag für Lebensqualität und Bürgernähe sowie unverzichtbar für den Zusammenhalt in unserer Gemeinde“, schreiben Sabine Neumann-Paul und Dr. Bernhard Jünemann stellvertretend für alle Arbeitskreise in einem offenen Brief an die Stadtverordneten, die letztlich über das Haushaltssicherungskonzept entscheiden müssen. Sie sind auch überrascht, dass es bereits im Vorfeld der Beratungen zu einer Entlassung bei der Kulturkreis GmbH gekommen ist.
Ferner kritisieren die Arbeitskreise, dass die Stadt in Zukunft Miete für die Räume des Bürgerhauses verlangen will, wenn bei einer Veranstaltung Eintritt verlangt wird. Dies würde die ohnehin vorhandenen Defizite bei Vortragsveranstaltungen oder Lesungen noch vergrößern. Vom Stadtparlament fordern die Ehrenamtlichen eindringlich: „Wir appellieren an die Schwalbacher Politiker, drastische Kürzungen für den Kulturbereich nicht zuzulassen und die Kulturkreis GmbH so auszustatten, dass das Kulturangebot auch in schwierigen Zeiten deutlich wahrnehmbar bleibt.“