Zum Artikel „Nichts soll verboten werden“ in der Ausgabe vom 20. Mai erreichten die Redaktion nachfolgende Leserbriefe. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@schwalbacher-zeitung.de.
„Niemand kennt das Herz des Anderen“
Es macht mich traurig dass der Monat Ramadan, auf den wir Muslime alle sehnsüchtig warten und der für uns eine sehr besondere Zeit darstellt, in der Schwalbacher Stadtpolitik und nun wahrscheinlich auch in der Bevölkerung zurzeit für negative Stimmung sorgt.
Jeder einzelne von uns ist bei der Gestaltung eines guten Miteinanders gefragt. Viele Menschen haben sich noch nie intensiv mit einem Muslim unterhalten, die Informationen aus den Medien werden oftmals als Tatsache geschluckt.
Unsere Stadt ist eine, in der das multikulturelle Zusammenleben meiner Meinung nach sehr gut funktioniert. Viele Ehrenamtliche setzen ihre Zeit und Energie ein, um sich aktiv am Stadtleben zu beteiligen und um Brücken zueinander zu bauen, die durch eine negative Meldung sofort wieder zerschlagen werden können. Der Marokkanische Kulturverein wird als in „Glaubensdingen besonders streng“ bezeichnet.
Meiner Meinung nach findet hier eine Beurteilung statt, die für das miteinander nicht förderlich ist. Was interpretiert der Durchschnittsbürger nun in diese Aussage, die wohl eher negativ gemeint war? Außerdem kann sich keiner ein Urteil über die tiefe der Religiosität eines anderen erlauben. Niemand kennt das Herz des Anderen.
Sehr schade ist auch, dass hier erneut versucht wird den Türkischen- und den Marokkanischen Kulturverein gegeneinander auszuspielen. Natürlich versuchen viele Muslime während der Fastenzeit anstrengende Tätigkeiten zu vermeiden. Auf die Idee ein festgelegtes öffentliches Fest deshalb zu verschieben geschweige denn zu verbieten, kommt aber wohl kaum einer.
Die ganze Debatte zeigt, dass wiedermal eher über Menschen gesprochen wird als mit ihnen. Ich selbst bin in einer interreligiösen Familie aufgewachsen. Meine langjährig beste Freundin ist aktiv im CVJM und mit einem Pfarrer verheiratet. Der Austausch miteinander ist das einzige was hilft, dass die Menschen sich kennen, schätzen und lieben lernen.
Dies sind meine Gedanken hierzu. Vielleicht können sie einen Beitrag dazu leisten, mit solch heiklen Themen in Zukunft sensibler umzugehen. In Kürze werden wir eine große Zahl an Flüchtlingen bei uns aufnehmen. Was wir alle lernen müssen ist, dass das Fremde einem nicht mehr fremd erscheint, wenn man darauf zugeht und es kennenlernt.
Suhila Thabti-Megharia, Schwalbach
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„Türkischer Verein will keine Terminänderungen“
Das Thema Rücksichtnahme auf den Ramadan bei städtischen Veranstaltungen sorgt nicht nur in Schwalbach für Diskussionen. Nachdem die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Ausgabe vom 16. Mai dazu schrieb: „Weil es wie aus dem Handbuch der Pegida-Aktivisten klingt“, habe ich Anrufe aus ganz Hessen bekommen. Schon als die Einladung der Bürgermeisterin für das Treffen der Vereinsvorsitzenden am 30. März erschien, bekam ich Beschwerden.
Darin stand, dass jemand den Termin des Tags der Vereine wegen des Ramadans ändern wollte, vom 20. Juni auf den 13. Juni. In dem Vereinstreffen habe ich vorgetragen, dass der türkische Verein keine Änderung des Termins erwartet. Als der Vorsitzende der DAGS, als Alternative Sonntag, 14. Juni, vorschlug, wurde dies als christlicher Ruhetag abgelehnt.
Parallel dazu schlug die ISL-DAGS-Liste im Ausländerbeirat in der Sitzung des Ausländerbeirats vom 25. März vor, alle städtischen und Kulturkreis Veranstaltungen sollten nach dem Ramadan geplant werden. Ich habe dort auch klar und deutlich gesagt, dass der türkische Verein keine Terminänderungen erwartet.
Obwohl es mir zusteht, habe ich nicht einmal eine schriftliche Vorlage dazu bekommen. Bei der Abstimmung habe ich mich der Stimme enthalten. Am 13. April bekam ich eine erweiterte Version des Vorschlags von dem stellvertretenden Vorsitzenden des Ausländerbeirats, worin der Name des türkischen Vereins fälschlicherweise immer noch erschien.
In der Sitzung des Ausländerbeirats vom 29. April las ich einen Bericht über das Treffen der Vereinsvorsitzenden vor, um endlich Klarheit zu schaffen. Ebenso las ich einen Protestbrief vom türkischen Vereinsvorstand vor, dass unser Vereinsname ersatzlos von dem Vorschlag an das Parlament gestrichen werden sollte.
Vor wenigen Tagen kam mit der Post der endgültige Vorschlag an das Parlament, worin trotz aller Proteste der Name des türkischen Vereins wieder erscheint. Dies geht schon in Richtung Verleumdung. Als Mitglied des Ausländerbeirats seit 22 Jahren unterstütze ich die Tatsache, dass das alljährliche interkulturelle Fest nach dem Ramadan geplant wird. Zu diesem Fest kommen viele Muslime, zum Altstadtfest sehr wenige. Wegen ein paar fehlender Köche, brauchen wir den Termin für das Altstadtfest nicht zu ändern und Schwalbach in ganz Hessen in Verruf bringen.
Alida Dethmers, Schwalbach