Zur Diskussion um das „Limesstadion“ erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Egon Kerst aus Schwalbach.
In den Ausgaben vom 31. Mai und 21. Juni der Schwalbacher Zeitung sind jeweils zwei Leserbriefe zum Thema Stadionlärm erschienen. Die darin gemachten Vorschläge lassen erkennen, dass die Leser mit den Fakten nur teilweise vertraut sind. Als einer der Anlieger, der sich mit dem Thema Stadion seit mehr als 20 Jahren befasst und dem nicht gleichgültig ist, was die Leser der Schwalbacher Zeitung von uns Anliegern denken, möchte ich Entwicklung und Stand der Auseinandersetzung kurz und verständlich darstellen.
Das Lärmproblem besteht seit Anfang der neunziger Jahre. Bürgermeister Horst Faeser hat mir damals gesagt, dass an dieser Stelle das Stadion nie hätte gebaut werden dürfen. Auf seine Initiative beschlossen in den Jahren 2000, 2001 und 2002 die Stadtverordneten, das Stadion neben die beiden Fußballfelder jenseits des Waldbaches zu verlegen und die Fläche zum Teil mit Wohnhäusern zu bebauen und zum Teil für die Erweiterung des Parks zu nutzen. Dieser Plan wurde von drei Sportvereinen und der DLRG, aber auch von vielen Bürgern – auch der Mehrzahl der betroffenen Westringanwohner – unterstützt.
Ich habe seinerzeit eifrig Unterschriften gesammelt. Gegen diesen Plan waren die Bürgerinitiative Wildwiese und die TG Schwalbach. Den 1.668 Unterschriften der Vereinsinitiative standen 1.712 der BI Wildwiese und TGS gegenüber. Beide Aktionen waren formell fehlerhaft und deshalb nichtig.
Da die Fußballer weitgehend auf den beiden Plätzen jenseits des Waldbaches spielten, konnten wir damit leben. Das änderte sich im Frühjahr 2016 als der FC an fast jedem Wochenende Cricket-Spiele veranstaltete, die von 9 Uhr bis etwa 17 Uhr ohne Pause dauerten. Und das häufig Samstag und Sonntag. Zwei unserer Nachbarinnen besuchten deshalb im Juli 2016 die Bürgermeisterin, um mit ihr über unsere Probleme zu sprechen. Das Ergebnis war tief enttäuschend. Statt über Problemlösungen zu sprechen, wurde ihnen mitgeteilt, dass ein Neubau der Tribüne und die Aufstellung mehrerer 18 Meter hoher Lichtmasten unmittelbar bevorstehe, um das Stadion intensiver als bisher zu nutzen, auch im Hinblick auf Großveranstaltungen.
Mit einem Brief vom 1. August 2016 wurden wir von der Bürgermeisterin zu einem Informationsabend für den 18. August 2016 eingeladen. Am 3. August 2016 schrieb das Höchster Kreisblatt, dass mit den Bauarbeiten bereits am 16. August 2016 begonnen werde. Uns war klar, dass nach Baubeginn unsere Interessen nicht mehr berücksichtigt worden wären. Deshalb haben wir am 8. August bei der Bauaufsicht des MTK Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt und unmittelbar vor Baubeginn einen Baustopp beim Verwaltungsgericht Frankfurt beantragt. Über beide Maßnahmen haben wir die Bürgermeisterin vorher informiert. Trotzdem wurde mit dem Bau begonnen.
Am 18. August 2016 haben wir unsere Sorgen und Probleme nochmals vorgetragen und begründet. Auf meine schriftliche Zusammenfassung vom 20. August 2016 hat mir die Bürgermeisterin am 29. August 2016 mitgeteilt: „Die Mitglieder des Magistrats sehen auch nach Berücksichtigung Ihrer sowohl in der Besprechung am 18. August als auch in Ihrem Schreiben vorgetragenen Argumente keine Veranlassung, von ihrem Beschluss abzuweichen.“ Eine sachlich begründete Entgegnung auf unsere Forderungen und Vorschläge hat es weder damals noch in der Folgezeit gegeben. Das gilt auch für unsere zahlreichen Vorschläge, die darauf abzielten, den Sportbetrieb im Stadion fortzuführen, denen – mit Ausnahme des FC – die Vorsitzenden der betroffenen Vereine zugestimmt haben.
Ende September hat das Verwaltungsgericht unserem Antrag entsprochen, den Bau gestoppt und der Stadt Schwalbach sowie dem Kreisbauamt ein geradezu blamables Zeugnis ausgestellt. Im Nachhinein hat nun auch das Lärmgutachten bewiesen, dass unsere Forderungen berechtigt sind.
Wir haben in der Folgezeit sowohl am ersten und bisher einzigen runden-Tisch-Gespräch wie auch beim Informationsmeeting am 30. März wiederholt unsere Bereitschaft und unseren Willen zu einer raschen und friedlichen Lösung des Problems bekundet. Insbesondere haben wir betont, dass wir gegen den Sportbetrieb der Schulen und Vereine nichts einwenden, unter der Bedingung, dass kein Cricket gespielt wird und die unsinnigen Monstermasten von 18 Metern Höhe nicht installiert werden. Der Magistrat ist bisher auf unsere Vorschläge nicht eingegangen. Er hat stattdessen Anwälte und Architekten beauftragt, ihm neue Vorschläge zu unterbreiten, was weniger auf ein friedliches Beilegen als auf weitere Auseinandersetzungen hindeutet. Dabei ist es eine seiner vornehmsten Aufgaben, für Frieden unter den Bürgern und ein gedeihliches Miteinander zu sorgen.
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Hallo,
schließen sich Formulierungen wie „friedliches Beilegen“ oder „Frieden unter den Bürgern und ein gedeihliches Miteinander“ und solche wie „unsinnigen Monstermasten“ nicht ein wenig gegenseitig aus?
Vielleicht ist ja in einem Gemeinwesen manchmal der Preis den der friedliche Bürger fordert, damit er das auch bleibt, zu hoch. Mich jedenfalls hat dieser „Monsterbrief“ zum Schwanken gebracht – zum Einen möchte man spontan Danke sagen, für das Füllhorn an akzeptierten Tätigkeiten, zum Anderen sollte man aber auch den anderen friedlichen Bürgern den Forderungskatalog m.d.B. um Ergänzung vorlegen.
Danach wird s dann jede Menge salomonischer Weisheit bedüfen, um der oben zitierten „vornehmsten Aufgaben“ gerecht werden zu können.
Mit nachdenklichem Gruß