Sie sind modern, sie sind leise, sie stinken nicht. Ihre Fahrer haben es trotzdem nicht immer leicht. In Schwalbach gibt es bisher nur zwei öffentliche Ladestationen für Elektrofahrzeuge.
Wenn Rainer Partikel mit seinem gelben „Twike“ in Schwalbach unterwegs ist, trifft ihn so mancher interessierter Blick. Ob er das dreirädrige Elektrofahrzeug weiterempfehlen würde? „Absolut!“, sagt er. Schon seit 17 Jahren fährt er es und ist somit ein Pionier im Bereich der Elektromobilität. Er kann das ungewöhnliche Gefährt in Schwalbach nicht nur an den Ladesäulen neben der Shell-Tankstelle und am Mitsubishi-Autohaus, sondern auch in der Tiefgarage seiner Wohnanlage in der Berliner Straße aufladen. In den Jahren, die denen er es besitzt, ist er das „Twike“ schon fünf Mal bis nach Marokko und in die Sahara gefahren – ein Beweis, dass durchaus auch lange Strecken per E-Mobil möglich sind.
Auch Erik Modrack schreckt nicht davor zurück, die Fahrt in den Skiurlaub mit seinem Tesla anzutreten. Der Schwalbacher Apotheker schätzt vor allem die Schnelladestationen. Da trinke man mal eine halbe Stunde einen Kaffee und dann ginge es weiter.
Vor allem aber seien die E-Modelle „für den Pendelverkehr nach Frankfurt perfekt“, sagt der Mitsubishi-Händler Jörg Lenz. Gerade Schwalbacher könnten problemlos mit einem solchen Auto zur Arbeit fahren. Was also hält so viele noch davon ab, beim Autokauf zur elektrischen Variante zu greifen?
Der höhere Preis und die Zusatzkosten durch Batteriemiete können trotz Umweltprämie und stetiger Verbesserung zunächst abschrecken. Detlef Schwammel vom Autohaus Ziplinski hält es aber sogar für „rechnerisch völlig blödsinnig“, nicht zum Elektroauto zu greifen. „Ein Verbrennungsmotor verursacht ja Kosten.“ Inspektionen, Wartungen und Benzin fallen bei den E-Modellen hingegen weg. Für den kleinen Renault Twizy mit 100 Kilometern Reichweite beispielsweise koste eine volle Akkuladung gerade einmal um die 1,50 Euro. Am normalen Anschluss muss man dafür etwa dreieinhalb Stunden einplanen. Während der Arbeit kein Problem – wenn es denn dort eine Ladestation gibt.
Letztlich hängt alles am Ausbau ebendieser Stationen. „Da fehlt noch einiges“, sagt Detlef Schwammel auch mit Blick auf Schwalbach. Jörg Lenz stimmt ihm zu, dass an jeder öffentlichen Einrichtung eine Lademöglichkeit notwendig wäre. Das sei „wie mit der Henne und dem Ei“. Theoretisch könne an jedem Laternenpfahl für nur wenig Geld eine Ladestation entstehen. Solange aber niemand sieht, dass die Verbraucher von der Sache überzeugt sind und wirklich elektrisch fahren wollen, würde sie niemand bauen. Außerdem sei der Staat nun in der Pflicht die neuen gesetzlichen Vorschriften besser durchzusetzen. Es könne natürlich nicht klappen, wenn ständig andere Autos auf den Parkplätzen mit Ladesäulen stehen. Trotzdem sagt Jörg Lenz zuversichtlich: „Was viele erst in zehn Jahren sehen, sehe ich in drei.“ Derzeit verkaufen sich die Plug-in-Hybrid-Autos im Mitsubishi-Sortiment noch besser als reine E-Autos, da hier die Sicherheit besteht, auch ohne elektrische Ladestation nicht liegen zu bleiben.
Detlef Schwammel erzählt, dass derzeit etwa sechs bis acht elektrische Renault Zoe in der Stadt registriert sind. Die gesamte Zahl der Schwalbacher Elektro-Fahrer dürfte noch ein wenig höher sein. Ein E-Modell ist immerhin Teil des städtischen Fuhrparks. Dennoch überwiegen die Verbrennungsmotoren immer noch eindeutig gegenüber der umweltfreundlicheren Variante.
Die Grünen stellten daher im Februar 2017 einen Antrag auf mindestens drei weitere Ladestationen bis Ende 2018. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte jedoch klar dagegen. Argumentiert wurde mit geringer Notwendigkeit. Laut FDP und CDU würden 80 Prozent der E-Autos über Nacht aufgeladen und die Fahrzeuge müssten sich auch zunächst beim Verbraucher durchsetzen. Henne und Ei lassen also in Schwalbach beide noch auf sich warten. Rainer Partikel meint derweilen trotzdem unbesorgt: „Jede Stadt ist gut für Elektroautos!“ Johanna Richter