18. April 2018

Offener Brief

„Kita muss eine verlässliche Betreuung sicherstellen“

Zur Situation in der „Evangelischen Kindertagesstätte Am Park“ erreichte die Redaktion nachfolgender offener Brief des Elternbeirats, den 44 Eltern unterzeichnet haben. Offene Briefe und Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@schwalbacher-zeitung.de.

„Wir, die Elternschaft der „Kita Am Park“, wenden uns mit diesem offenen Brief an die Kita­Leitung, die Träger und Verantwortlichen in der evangelischen Kirche, die zuständigen Organe der Stadt Schwalbach sowie des Main-Taunus-Kreises. Bereits seit Monaten erweist sich der anhaltende Personalmangel als eine Belastung für den Betrieb der „Kita Am Park“. Seit dem 19. Februar 2018 erleben wir aber, wie der Personalnotstand im Kindergarten dauerhaft zu verkürzten Betreuungszeiten, einem um bis zu 40 Prozent verminderten Platzangebot für die zu betreuenden Kinder sowie der phasenweise ganztägigen Schließung der Einrichtung führt.
Wir haben in Schreiben und persönlichen Gesprächen die Kita­Leitung und den Träger immer wieder gebeten, tätig zu werden, unsere Zusammenarbeit angeboten und auf eine regelmäßige und offene Kommunikation mit uns gedrängt.
Wir haben das Sozial- und Jugendamt der Stadt Schwalbach auf unsere Lage aufmerksam gemacht und sind in der Sprechstunde von Christiane Augsburger, der Bürgermeisterin von Schwalbach, gewesen.
Passiert ist viel zu wenig. Damit muss Schluss sein. Es kann nicht sein, dass wir Eltern mit unseren Kindern die Auswirkungen des Personalnotstands dauerhaft tragen.
Wir wissen, wie schwierig es aktuell ist, qualifizierte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Dies kann allerdings keine Rechtfertigung dafür sein, dass der Träger seiner Verantwortung für eine ausreichende Personalversorgung über viele Monate hinweg nicht nachgekommen ist: Vollzeitstellen sind dauerhaft unbesetzt geblieben. Ein vorgeschriebener Notfallplan ist dem Elternbeirat der Kita bislang nicht vorgelegt worden. Die Empfehlung des zuständigen Fachbereichs der Evangelischen Kirche, einen Pool an geeigneten Vertretungskräften für Notfallsituationen zu pflegen, ist bis heute nicht umgesetzt. Hilfsangebote der Eltern wurden mit den Worten „nicht möglich“ abgelehnt. Die Verantwortung für die „Kita Am Park“ ist im Kirchenvorstand aktuell nicht vergeben. Dies alles geht zulasten unserer Kinder und der angestellten Erzieherinnen, für die diese Situation ebenfalls sehr beanspruchend sein muss.
Die Ursachen für den Personalnotstand sind vielschichtig und keinesfalls mit einer saisonal bedingten Krankheitswelle ausreichend begründet. Ihre genaue Analyse durch Kita-Leitung, kirchlichen Träger und Stadt ist die Voraussetzung dafür, nicht nur kurzfristig Abhilfe zu schaffen, sondern tragfähige Rahmenbedingungen für die Zukunft der Einrichtung zu schaffen. Dies ist gerade vor dem Hintergrund einer geplanten Verdopplung der Plätze in einem neuen, ab August bezugsfertigen Gebäude umso wichtiger.
Folgende Umstände sind dabei unbedingt zu berücksichtigen: Seit mehreren Jahren ist die Fluktuationsrate innerhalb des Kita-Teams überdurchschnittlich hoch. Viele neu eingestellten Erzieherinnen und Erzieher verlassen die Kita nach kurzer Zeit wieder. Seit mehr als einem Dreivierteljahr ist die erforderliche Personalsollstärke nicht mehr oder nur vorübergehend und sehr kurzzeitig erreicht worden. Die sowieso bereits hohe Krankenquote hat mit wiederholten Krankschreibungen von Erzieherinnen ein bislang nicht gekanntes Ausmaß angenommen.
Wir fordern Träger und Kita-Leitung auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und eine geregelte und verlässliche Betreuung unserer Kinder sicherzustellen. Wir fordern den Träger auf, seiner arbeitgeberseitigen Fürsorgepflicht gegenüber der Kita-Leitung nachzukommen und dringend Unterstützung für die angemessene Wahrnehmung der Leitungs-und Personalmanagementaufgaben bereitzustellen. Wir fordern den Kirchenvorstand der Friedenskirche auf, seine Überforderung mit dieser Situation gegenüber dem Dekanat und der Stadt Schwalbach offen einzugestehen und sich sofort für schnelle und dauerhaft tragfähige Lösungen an einen Tisch zu setzen. Wir fordern das Dekanat Kronberg und die Stadt Schwalbach auf, die Missstände in der „Kita Am Park“ nicht länger zu ignorieren, Verantwortung zu übernehmen und zu handeln.
Sie alle fordern wir auf, uns, unsere Kinder und die Erzieherinnen des Kindergartens nicht mit dieser Situation allein zu lassen und tragfähige Rahmenbedingungen für einen dauerhaft stabilen Kindergartenbetrieb mit realen Wachstumsperspektiven zu schaffen.“

Artur Klass, Vorsitzender des Elternbeirats, stellvertretend für 44 Eltern, die den Brief unterzeichnet haben.

Lesen Sie dazu auch den Bericht „Kein Personal für alle Kinder„!

 

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