13. Juni 2018

Schwalbacher Spitzen

Irrationale Präferenz

Mathias Schlosser

von Mathias Schlosser

Wie sehr Theorie und Praxis auseinanderdriften können, zeigt sich einmal mehr bei der Verteilung der Grundschüler mit Gymnasialempfehlung. Denn obwohl es hier wie überall stärkere und schwächere Schüler gibt, macht die große Masse der Eltern aus Alt-Schwalbach bei der Wahl der Wunschschule wie selbstverständlich sein Kreuzchen bei der Albert-Einstein-Schule (AES) oder der Heinrich-von-Kleist-Schule (HvK). Die Friedrich-Ebert-Schule (FES) haben die meisten buchstäblich nicht auf dem Zettel und sind bisweilen sogar bereit, mit juristischen Mitteln zu verhindern, dass ihr Kind die Integrierte Gesamtschule besuchen muss.
Dabei hat die Schule am Westring wahrscheinlich das ausgefeilteste pädagogische Konzept aller weiterführenden Schulen im östlichen Main-Taunus-Kreis. Nirgendwo wird die individuelle Förderung größer geschrieben als an der FES, nirgendwo sonst haben die Kinder bis zum Ende der sechsten Klasse Zeit, sich in Ruhe zu entwickeln.
Doch die FES schafft es nicht, die Vorteile ihres Konzepts in die Öffentlichkeit zu tragen. Zusammen mit dem gerade in Alt-Schwalbach weit verbreiteten Elitedenken führt das zu einer in der Gesamtheit irrationalen Präferenz für die AES und die HvK.
Die Schulpolitiker im Kreis sollten daher genau überlegen, ob sie den Wünschen der Eltern folgen und immer mehr Gymnasialklassen schaffen. Denn ob das für die Kinder wirklich das Beste ist, scheint mehr als fraglich.

Lesen Sie dazu auch den Artikel „Schulamt findet eine Lösung“ und schreiben Sie Ihre Meinung in das Feld unten!

3 Gedanken zu „Irrationale Präferenz

  1. Ich glaube auch gern, dass das pädagogische Konzept der FES ausgefeilt sein mag. Herr Hülsemann hat mit Sicherheit auch eine Statistik zur Hand, die den Erfolg seiner Schüler aufzeigt, die nach erfolgreichem Abschluss an seiner Schule eine gymnasiale Oberstufe besuchten, sollten sie denn ein Gymnasium gefunden haben, das sie aufnahm. Denn das ist, wenn wir beispielsweise von der Albert Einstein Schule sprechen möchten, keinesfalls gesichert. Die Erfahrung in der Oberstufe zeigt auf, dass Schüler, seien sie noch so motiviert, weit hinter den gymnasial beschulten Kindern, den Unterrichtsstoff betreffend, zurückliegen. Viele von Ihnen verlieren ihren Mut und enden in Frustration.
    Erfolgsmeldungen über integrierte Gesamtschulen nun für allgemeingültig erklären zu wollen ist nicht eben seriös. Standort und Schülerstruktur sind maßgebliche Faktoren und es grenzt an Scheinheiligkeit dies einfach nicht erwähnen zu wollen. Stattdessen attestiert man besorgten Eltern von Kindern mit eindeutiger Gymnasialempfehlung Elitedenken. Soll an dieser Stelle wirklich behauptet werden, dass die Schüler der FES dieselben Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schullaufbahn erhalten können, wie die Schüler der Albert Einstein Schule? Latein, bilingualer MINT Unterricht, die Voraussetzung für ein Baccalauréat, Vivarium….alles verfügbar für die Schüler der FES?
    Seit vielen Jahren werden begabte Schüler in Gruppenarbeiten, inklusive Einheitsnote, als kostenlose Nachhilfe missbraucht, diese Schüler benötigen keine gemütliche Phase bis zur 6. Klasse. Sie fühlen sich gequält und sind unterfordert. Nicht auszudenken, was diese Kinder in einer integrierten Gesamtschule erdulden müssen. Mit den Schwalbacher Spitzen soll nach außen ein vermeintlicher Mainstream bedient werden. Diese Ideologie nutzt wem auch immer, aber nicht den eventuell betroffenen Kindern.

    K. Volante

  2. Das ist kein Geheimnis. Unsere älteste Tochter ist 2007 – ebenfalls durch eine „Schülerlenkung“ – an die Albert-Einstein-Schule gekommen. Die beiden anderen dann als Geschwisterkinder ebenso. Mit der FES hätte ich als Vater keine Probleme gehabt.

  3. Interessant zu erfahren, in welche Schule die Kinder des Schreibers gehen und warum…

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