7. September 2018

Geplanter neuer Feuerwehrstandort am Bauhof ist umstritten

Anwohner kündigen Widerstand an

Bürgermeisterin Christiane Augsburger möchte in der Berliner Straße Bauhof und Feuerwehrhaus auf einem Gelände zusammenziehen. Die Anwohner sind davon überhaupt nicht begeistert. Foto: Schlosser

Der Magistrat will den bisherigen Standort der Feuerwehr in der Hauptstraße endgültig aufgeben. Nach einer am  Dienstag herausgegebenen Vorlage wird als neuer Standort das Gelände des heutigen Bauhofs favorisiert. Schon vor dem Beschluss hatte Bürgermeisterin Christiane Augsburger (SPD) die Anwohner zu einem Informationsgespräch eingeladen, das gestern Abend stattfand.

Seit nunmehr fünf Jahren wird mittlerweile beraten, wie es mit dem erst 1996 eingeweihten Feuerwehrhaus in der Hauptstraße weitergehen soll. Hintergrund ist, dass das Gerätehaus nach Angaben der Feuerwehr zu klein ist und dass das Regierungspräsidium Darmstadt verschiedene Unzulänglichkeiten am bisherigen Standort bemängelt. Bis 2023 muss die Stadt Schwalbach der Aufsichtsbehörde darlegen, wie sie die Mängel beseitigen will.
Der Magistrat ist nun zu dem Ergebnis gekommen, dass die Vorgaben aus Darmstadt mit einem Um- oder Ausbau am bisherigen Standort nicht erfüllt werden können. Die Stadtverordneten sollen daher in einer der nächsten Sitzungen beschließen, dass die bisherigen Pläne für einen Anbau in Hauptstraße nicht länger verfolgt werden. Das bedeutet, dass das Feuerwehrhaus an anderer Stelle komplett neu gebaut werden muss. Laut Christiane Augsburger kommt für diesen Neubau nur ein einziger Standort in Frage: das Gelände des heutigen Bauhofs in der Berliner Straße. Nach Angaben der Bürgermeisterin hat eine Prüfung ergeben, dass das Areal geeignet ist.
Bei einem Neubau des Feuerwehrhauses soll es in der Berliner Straße aber nicht bleiben. Der Magistrat und wohl auch die Parlamentsmehrheit aus SPD und FDP wollen dort Feuerwehr und Bauhof zusammenlegen. An einen anderen Standort verlegt werden soll in diesem Fall die Annahmestelle für Grünabfälle und Wertstoffe, die derzeit am Bauhof untergebracht ist.
Ob sich ein gemeinsamer Standort von Feuerwehr und Bauhof realisieren lässt, hängt davon ab, ob die Stadt die angrenzenden Wiesen kaufen kann. Denn das bisherige Bauhof-Gelände ist nach Angaben von Christiane Augsburger für beide Einrichtungen zu klein.
Ganz gleich ob Bauhof, Feuerwehr oder beides zusammen: Die Anwohner sind empört über die Pläne des Magistrats. Vor allem die Besitzer der Reihenhäuser in der Berliner Straße fühlen sich verschaukelt. Ihnen hatte man 1999, als ihre Häuser gebaut wurden, versichert, dass der Bauhof bald an einen anderen Standort verlegt würde. Der Bauhof ist fast 20 Jahre später immer noch da und nun soll auch noch die Feuerwehr hinzukommen.
Darüber hinaus können sich die meisten Anwohner nicht vorstellen, wie die Zufahrt zur Feuerwehr vernünftig geregelt werden soll. Sie fürchten erhebliche Gefahren für die vielen Kinder in dem Viertel, wenn die Feuerwehr mit hohem Tempo zu ihren Einsätzen aufbricht. Auch der Lärm, der durch die rund 300 Einsätze im Jahr entsteht, stößt vielen übel auf.
Ihre Bedenken brachten die Anwohner bei einer Informationsveranstaltung im Bürgerhaus zum Ausdruck, zu der die Bürgermeisterin die Anwohner mehr oder minder nichtöffentlich eingeladen hatte. Rund 60 Anwohner machten ihrem Ärger über die Pläne Luft.
Christiane Augsburger und Stadtbrandinspektor Marco Richter versuchten immer wieder zu erklären, warum die Feuerwehr aus ihrer Sicht umziehen muss und warum es keinen anderen Standort gibt als das Bauhofgelände. Allerdings räumten sie ein, dass vor einer konkreten Planung von Fachplanern sichergestellt sein muss, dass die Zu- und Abfahrt den gesetzlichen Bestimmungen entspricht. Außerdem erklärte Christiane Augsburger, dass die Stadt die angrenzenden Grundstücke, die für eine Zusammenlegung von Bauhof und Feuerwehr erforderlich sind, derzeit noch nicht besitzt.
Nur mit Mühe gelang es der Bürgermeisterin, den Anwohnern klar zu machen, dass bis dato noch keine konkreten Beschlüsse gefasst sind und es folglich auch noch keine Pläne gibt, die sie vorzeigen könnte. Wie lange es dauert, bis das neue Feuerwehrhaus mit oder ohne Bauhof realisiert ist, vermochte die Bürgermeisterin nicht zu sagen. MS

Lesen Sie dazu auch den Bericht „Muss die Feuerwehr bald umziehen?“!

 

Ein Gedanke zu „Anwohner kündigen Widerstand an

  1. Aktionismus der Stadtverantwortlichen, ohne Konzept!
    Am 12.09.2018 wird im Ausschuss für Bau, Verkehr und Umwelt u.a. die Aufhebung eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung vom 21.05.2015 „Erweiterungsbau des Feuerwehrhauses, “ als Ergebnis der Projektgruppe über den geplanten Anbau des Feuerwehrgerätehauses diskutiert. Ohne sachorientierte Gesamtplanung und damit ohne Zwang sollen hier Fakten geschaffen werden. Eine vernünftige Bedarf- und Entwicklungsplanung für die Feuerwehr existiert nicht. Ebenso scheinen die Begriffe „Stadtentwicklungs- und integriertes Handlungskonzept“ für die stadtverantwortliche Koalition Fremdbegriffe zu sein. Solche Konzepte würden auch die Grundlage für den Bedarf- und Entwicklungsplan der Feuerwehr bilden.
    Es wurde zwar ein umfangreicher und plausibler Altstadtrahmenplan erarbeitet, in dem der Erweiterungsbau der Feuerwehr und des roten Kreuzes zu einem zusammenhängenden Rettungszentrum dargestellt wird, aber klare und eindeutige Überlegungen hierzu fehlen. Auch wurde noch in der Presseveröffentlichung der Bürgermeisterin am 07.08.2018 der Anbau an das vorhandene Feuerwehrgebäude als zweitbeste Lösung dargestellt, doch auch dies ist offenbar Schnee von gestern. Ob das überhaupt stimmt bleibt zu bezweifeln.
    Bisher sind weder die Alternativen für Standorte der Feuerwehr nicht ausreichend erfasst und betrachtet, noch sind die in Betracht gezogen Standorte hinreichend und umfänglich ausgearbeitet worden.
    Dass diese Widersprüche in der unvollständigen Konzeptfindung und das Verhalten rot-gelben Koalition bei jedem mündigen Bürger Politikverdrossenheit hervorruft, muss allen politischen Parteien klar sein. Ich jedenfalls fühle mich als Bürger dieser Stadt für dumm verkauft.
    Aufgrund des Gefahrenpotenzials in Schwalbach (Hochhäuser, Gefahrstofflager) kann ich nicht verstehen warum in Schwalbach keine hauptamtlichen Feuerwehreinheiten oder gar eine Berufsfeuerwehr aufgestellt ist. Dieser Gesichtspunkt wurde offenbar bisher nicht betrachtet und sollte umgehend mit dem zuständigen Ministerium und dem Kreis diskutiert werden.
    Wilfried Billmann

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