25. März 2020

Leserbrief

„Dankbarkeit in Zeiten von Corona“

Zum Thema „Corona-Pandemie“ erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Barbara Feger. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@schwalbacher-zeitung.de.

Seit 5 Jahren herrscht der Krieg in Syrien. Menschen versuchen verzweifelt, ihr Leben zu retten. Da bietet Deutschland eine Möglichkeit.
Amin verschlägt es nach Schwalbach. Hier lerne ich ihn in einem Begegnungscafé kennen, biete ihm meine Hilfe an.
Mal biete ich ihm Unterstützung bei Behördenbesuchen an, begleite ihn bei der Wohnungssuche, erkläre ihm kompliziertes Amtsdeutsch, aber vor allem versuche ich, ihm das Gefühl zu geben, in der Fremde nicht allein gelassen zu sein.
Amin ist dankbar und fleißig! Innerhalb kürzester Zeit sind seine Deutschkenntnisse so weit fortgeschritten, dass wir uns über die wichtigsten organisatorischen Dinge hinaus unterhalten können. Man lernt sich besser kennen. Die wichtigsten Schritte sind gemacht. Amin kommt immer mehr alleine, ohne Unterstützung klar. Ab und zu schreiben wir uns kleine Nachrichten per „WhatsApp“, aber im Grunde habe ich meine Mission erfüllt.
März 2020. Corona Krise. Nach längerer Zeit erreicht mich wieder mal eine Nachricht von Amin. Nein, dieses Mal braucht er keine Hilfe. Er hat nur eine Frage: „ Kann ich euch irgendwie helfen? Zum Beispiel Einkäufe machen? Ihr seid doch in dem Alter der größten Zielgruppe vom Coronavirus.“ Nach dem Job hätte er Zeit. Ich nehme sein Angebot dankbar an. Pünktlich kommt Amin zum vereinbarten Treffpunkt in Eschborn, wo er seit drei Wochen wohnt. Der Supermarkt hat einen großen Parkplatz. Dort warte ich im Auto. Meinen Korb und einen Umschlag mit Geld hatte ich vorher rausgestellt – wie vereinbart.
Amin arbeitet die Einkaufsliste ab. Nicht ohne mehrfache Zwischenfragen. Ich merke, dass ich mich manchmal missverständlich ausgedrückt habe.
Er will alles ganz richtig machen. Aber was macht man, wenn es keine Bio Blaubeeren gibt? Einfach andere kaufen? Nein, das muss vorher abgeklärt werden. Amin schickt mir ein Foto. Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst.
Am Ende stellt er den gefüllten Einkaufskorb hinter meinem Auto ab. Alles im Abstand von zwei Metern zu mir. Genau wie verabredet.
Ich bin unendlich dankbar und sage ihm das. Er antwortet mit einem verschmitzten Lächeln: „2016 habe ich nicht vergessen!“

Barbara Feger,
Schwalbach

 

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