21. September 2020

Historiker Matthias Hofmann sprach in der evangelischen Limesgemeinde über Jerusalem

Ein politischer und religiöser Zankapfel

Der Historiker Matthias Hofmann (rechts) erläuterte in seinem Vortrag „Jerusalem – politischer und religiöser Zankapfel“ anschaulich aus einem historischen Blickwinkel die aktuelle Situation. Foto: Pabst

Nach langer Coronapause hat die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Main-Taunus, die jetzt ihren Sitz in Schwalbach hat, wieder mit Veranstaltungen begonnen. Zum Auftakt begrüßte der erste Vorsitzende, Willi Schelwies, den Historiker Matthias Hofmann zum Vortrag mit dem Thema „Jerusalem – politischer und religiöser Zankapfel“.

In der evangelischen Limesgemeinde nahm der Historiker sein Publikum auf eine Geschichtsreise mit. Aus diesem historischen Blickwinkel lässt sich für alle drei Religionen einen Anspruch auf Jerusalem ableiten. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Theodor Herzl den Plan in Palästina eine aristokratische Republik zu errichten und den verstreut in vielen Ländern lebenden Juden eine Heimstatt zu geben. Kaiser Wilhelm II konnte dies aber beim Sultan nicht durchsetzen.
Am 9. Dezember 1917 marschierten britische Truppen in Jerusalem ein und beendeten die Osmanische Herrschaft. Kurz zuvor, betonte Matthias Hofmann, wurde die Balfour-Erklärung veröffentlicht. Sie versprach den Juden eine nationale Heimstätte und den Arabern, dass ihre Rechte nicht beschnitten würden. „Die Balfour-Erklärung legte den Grundstein zu dem bis heute andauernden Konflikt zwischen Arabern und Juden“, meinte Matthias Hofmann.
Die danach folgenden Ereignisse: UN-Teilungsplan für Palästina vom 29. November 1947, die Staatsgründung Israels mit der Beendigung des britischen Mandats am 14. Mai 1948, die darauffolgende Kriegserklärung der Arabischen Liga an Israel und die bis heute noch nicht erfolgte Verständigung zwischen Palästina und Israel. Die unterschiedlichen Haltungen der Europäischen Union, Russlands und der USA führten bislang zu keiner Lösung.
Auch die aktuelle Situation in Israel, die schwierige Regierungsbildung in diesem Jahr zeigt nur auf, wie gespalten dieses Land ist. Einen Ausweg konnte Mathias Hofmann nicht aufzeigen. Für ihn ist die Erziehung der jungen Generation zur gegenseitigen Verständigung notwendige Voraussetzung für einen politischen Frieden. Günter Pabst knüpfte daran an und erzählte von den jährlichen berührenden Begegnungen zwischen palästinensischen und israelischen Jugendlichen, die vom Komitee für Demokratie und Grundrechte mit dem Projekt „Ferien vom Krieg“ organisiert werden.
Willi Schelwies resümierte, dass der Vortrag gezeigt habe, wie komplex die heutige Situation angesichts der historischen Entwicklung geworden ist: „Für uns verbieten sich daher, angesichts unserer Vergangenheit, vorschnelle Bewertungen.“ red

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