21. Juni 2021

Erster Christopher-Street-Day im Main-Taunus-Kreis in Schwalbach

„Queere“ Premiere auf dem Marktplatz

Bei hochsommerlichen Temperaturen zog die „Pride Demo“ über die Niederräder Straße in Richtung Niederhöchstadt. Foto: Schlosser

Ganz so schrill und bunt wie beim großen Bruder in Frankfurt war es nicht, doch der erste Christopher-Street-Day (CSD) im Main-Taunus-Kreis und die anschließende „Pride Demo“ durch Schwalbach und Eschborn am Sonntag waren schon etwas Besonderes. Bericht mit Video

Denn die „queere“ Gemeinschaft ist in Schwalbach und im ganzen Main-Taunus-Kreis ansonsten kaum sichtbar. Als „queer“ bezeichnen sich Menschen, eine von der Mehrheit abweichende sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität haben, also zum Beispiel alle Homosexuellen. Um gegen Diskriminierung zu protestieren und gleiche Rechte einzufordern, gibt es in vielen Großstädten seit vielen Jahren CSDs. In den Vorstädten und auf dem Land sind die Veranstaltungen dagegen nach wie vor selten.

Auch das eine oder andere schrille Kostüm war auf dem Marktplatz zu sehen. Foto: Schlosser

So feierten die rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Schwalbacher Marktplatz auch eine Premiere im Main-Taunus-Kreis. Es gab das eine oder andere schrille Outfit und natürlich wurden die obligatorischen Schleckmuscheln verteilt, die meisten waren aber recht normal gekleidet, wenn auch die Regenbogenfarben der „Queer“-Bewegung dominierten.

Beim Auftakt auf dem Marktplatz gab es viele aufmunternde Worte. Bürgermeister Alexander Immisch etwa erklärte, dass die Vielfalt für die Menschen in Schwalbach eine Bereicherung sei und ihnen Sicherheit gebe. „Man kann hier unterschiedlich sein.“

Die SPD-Stadtverordnete Amelie Ludwig-Dinkel, die zu den Organisatorinnen des CSD in Schwalbach gehörte, erklärte, warum so eine Veranstaltung auch in einer Kleinstadt notwendig ist. „Je weiter man rauf aufs Land fährt, desto unsichtbarer werden queere Lebensrealitäten. Und je unsichtbarer wir sind, desto mehr Platz haben Vorurteile.“

Auch Drag Queen „Christy Moon“ forderte mehr Toleranz für Schwule und Lesben. „Warum kann man es nicht schaffen, gemeinsam glücklich zu leben und den anderen so zu akzeptieren, wie er ist. Kämpferisch gab sich Julia Ostrowicki (SPD), die stellvertretende Vorsitzende des Kreistags: „Wir wollen keine Sonderrechte. Wir wollen die gleichen Rechte wie alle anderen“, rief sie über den gut gefüllten Marktplatz.

Nach einer Schweigeminute für alle Opfer von Homophobie setzte sich die „Pride Demo“ dann bei hochsommerlichen Temperaturen in Bewegung. Über die Friedrich-Ebert-Straße führte der Umzug nach Alt-Schwalbach und von dort über Niederhöchstadt zum Eschborner Rathaus, wo noch eine Abschlusskundgebung stattfand. MS

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