7. Dezember 2021

Schwalbacher SPD-Politikerin wird morgen zur Bundesinnenministerin ernannt

Nancy Faeser will hoch hinaus

Damit hatte am Sonntag noch niemand gerechnet. Neu-Bundeskanzler Olaf Scholz (links) stellte am Montag die Schwalbacherin Nancy Faeser (3.v.l.) als neue Bundesinnenministerin vor. Foto: SPD

Als am Montagmorgen so gegen 9 Uhr die ersten Gerüchte durchsickerten, dass die Schwalbacherin Nancy Faeser neuen Bundesinnenministerin werden soll, waren außer Olaf Scholz wahrscheinlich alle überrascht: die Schwalbacher SPD genauso wie die Berliner Hauptstadtjournalisten und die Nominierte selbst, die freilich schon etwas früher von den Plänen des neuen Bundeskanzlers erfahren hatte.

Bereits am Wochenende war sie nach Berlin gereist, was allerdings kaum jemand mitbekommen hatte. Die Hauptstadt war für die 51-Jährige lange so etwas wie ein Traumziel gewesen, dass sie aber eigentlich schon aufgegeben hatte. Im Herbst 2015 stand sie kurz davor, Generalsekretärin der Bundes-SPD zu werden. Doch im letzten Moment entschied sich der damalige Parteichef Siegmar Gabriel für Katarina Barley.

Beide sind in Berlin mittlerweile Geschichte und einige Parteivorsitzende und Generalsekreträre und –sekretärinnen danach auch. Nancy Faeser blieb als Landtagsabgeordnete und hessische Generalsekretärin in Wiesbaden, kümmerte sich zusammen mit Ehemann Eyke Grüning in Schwalbach um den gemeinsamen Sohn Tim und wurde 2019 die Nummer Eins der Sozialdemokraten in Hessen. Aus den Berliner Turbulenzen hielt sie sich raus und verzichtete nach dem Rückzug von Thorsten Schäfer-Gümbel auf einen Sitz im Parteivorstand der Bundes-SPD.

So konnte Olaf Scholz mit ihr nun eine Kandidatin präsentieren, die in Berlin unvoreingenommen und unbelastet auftreten kann und die zweifellos über die notwendige Expertise für das Amt verfügt, auch wenn sie niemand auf dem Zettel hatte. Erratische Alleingänge – wie sie ihr Vorgänger Horst Seehofer von der CSU regelmäßig zelebrierte – muss der neue Kanzler bei Nancy Faeser nicht befürchten.

Doch trotz des hohen Amtes, das die Tochter des ehemaligen Schwalbacher Bürgermeisters Horst Faeser ab morgen bekleiden wird, ist nicht ganz klar, warum sie den Schritt nach Berlin gemacht hat. In Hessen war ihre Position als Herausforderin der CDU unangefochten. Genau wie Olaf Scholz in Berlin hätte sie in zwei Jahren gute Chancen gehabt, gegen schwächelnde Christdemokraten eine Ampel-Koalition zu bilden und die erste Ministerpräsidentin aus Schwalbach zu werden.

Sie hat darauf verzichtet, weil es in Berlin vielleicht sogar noch höher hinausgehen kann. Der 63-jährige Olaf Scholz ist bei der nächsten Wahl in vier Jahren im Rentenalter. Im Jahr 2025 wird die SPD ihren Kanzlerkandidaten oder ihre Kanzlerkandidatin wahrscheinlich aus den Reihen der Parteiführung oder der Ministerriege auswählen. Da gibt es im Moment sicher andere, die noch bessere Chancen haben als die Novizin im Hauptstadtbetrieb. Aber vier Jahre sind in der Politik eine lange Zeit. Und wenn es gut läuft, die neue Innenministerin eine gute Figur abgibt, auf keine der vielen Minen tritt und die CDU weiter an Boden verliert, dann kann Schwalbach heute in vier Jahren vielleicht sogar noch ein bisschen stolzer auf Nancy Faeser sein. Mathias Schlosser

2 Gedanken zu „Nancy Faeser will hoch hinaus

  1. Gratulation? Ich weiß nicht recht, so einen Job muss man wohl mögen. Wochenlang getrennt von Mann und Kind, Arbeitstage von 10-14 Stunden, ständig erreichbar, auch an Wochenenden, keinen Schritt mehr tun können ohne Personenschutz, Personenschutz rund um die Uhr auch für die Familie, Hassobjekt von rechts, links und Islamisten? Für mich wäre das nichts. Ich wünsche ihr trotzdem viel Glück.

  2. ich wuensche frau faeser alles glück, das sie bestimmt braucht.es wird nicht einfach in berlin. den ärger mit rechts und links und impfverweigeren sowie andere probleme, die eine innenministerin bearbeiten muss.alos toi,toi,toi.

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