22. Februar 2022

Eschborn will eine weitere Flüchtlingseinrichtung an die Ortsgrenze bauen

Wieder fast in Schwalbach

Seit vergangener Woche roden Mitarbeiter der Stadt Eschborn das Grundstück im Hausener Weg. Bürgermeister Adnan Shaikh kann sich dort eine dritte Einrichtung für Flüchtlinge vorstellen. Foto: Schlosser

Die Stadt Eschborn plant ein drittes Flüchtlingslager unmittelbar an der Stadtgrenze zu Schwalbach. Zurzeit wird dazu ein Grundstück im Hausener Weg gerodet. Die Anwohner sind empört.

Bereits in den Jahren 2015 und 2016 kam es zu erheblichen Verstimmungen zwischen beiden Städten, weil die Stadt Eschborn dem Kreis trotz zahlreicher Alternativen ausschließlich Grundstücke und Liegenschaften am äußersten Rand der Stand und unmittelbar an der Grenze zu Schwalbach anbot. So wohnt bis heute der Großteil der Eschborn zugeteilten Flüchtlinge in der roten Unterkunft „Im Wehlings“ und in einer zweiten Einrichtung keine 300 Meter entfernt in der Verlängerung der Schwalbacher Bahnstraße.

Jetzt trägt sich die Stadt Eschborn mit dem Gedanken, eine Wiese genau zwischen diesen beiden Unterkünften mit einer weiteren Einrichtung zu bebauen. Errichtet werden soll ein Wohnhaus für anerkannte Flüchtlinge, die aus den Einrichtungen für Asylbewerber ausziehen müssen, auf dem freien Wohnungsmarkt aber kaum Chancen haben.

Seit vergangener Woche werden auf der bisher unbebauten Wiese im Hausener Weg Büsche und Bäume gerodet. Damit hält sich die Stadt Eschborn die Möglichkeit offen, das Grundstück im Laufe des Jahres zu bebauen, da Rodungsarbeiten aus Naturschutzgründen nur bis zum 28. Februar erfolgen dürfen.

Eine endgültige Entscheidung ist nach Angaben von Eschborns Bürgermeister Adnan Shaikh (CDU) noch nicht gefallen. Er bestätigt gegenüber der Schwalbacher Zeitung die Überlegungen der Stadt Eschborn, verweist aber auf die politischen Gremien der Stadt: „Welche Standorte letztendlich gewählt und bebaut werden, beschließt die Politik. Eine Entscheidungsgrundlage der Verwaltung ist noch nicht final vorbereitet und somit eine abschließende Entscheidung noch nicht getroffen.“ Viel wichtiger als technische Fragen seien ihm die Menschen, denen er „auch eine menschenwürdige Unterkunft“ bieten möchte.

Genau aus diesem Grund lehnt sein Schwalbacher Amtskollege Alexander Immisch (SPD) – der selbst in unmittelbarer Nähe der Wiese wohnt – das Vorhaben ab. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass es für den Gedanken der Integration von Vorteil ist, wenn die Bevölkerung durchmischt ist“, erklärt er. Er empfiehlt daher, die auszugsberechtigten Geflüchteten auf das Stadtgebiet von Eschborn zu verteilen.

Die meisten Anwohner des Hausener Wegs, der teilweile zu Schwalbach und teilweise zu Eschborn gehört, sind empört über Shaikhs Idee und haben sich bereits an Landrat Michael Cyriax (CDU) gewandt. „Der Hausener Weg ist eine kleine, fast sackgassenähnliche Wohnstraße, die einer solchen Belastung mit der Einrichtung einer dritten Flüchtlingsunterkunft kaum gewachsen ist“, heißt es in einem der Briefe. In einem anderen ist von „Ghettobildung“ die Rede. Mit dem Hinweis auf die weiterhin reichlich vorhandenen Alternativgrundstücke in Eschborn bitten die Anwohner den Landrat, auf die Stadt Eschborn einzuwirken, einen anderen Standort auszuwählen. MS

2 Gedanken zu „Wieder fast in Schwalbach

  1. Da komme man schnell ins Grübeln. Warum? Zunächst demonstriert Eschborn seine Loyalität bezüglich Fürsorge gegenüber den Flüchtlingen. Damit sich aber der Unmut seitens der Bevölkerung in Grenzen hält, siedelt man diese bedauernswerten Mitmenschen an der östlichen Grenze zu Schwalbach an, dort, wo sowieso kaum Kontakt zu Eschornern:innen stattfindet; das betreffende Areal zeigt sich wie eine Exklave, die durch die Schnellstraße deutlich von Eschborn getrennt ist und in die man nur geht, wenn dort Gründe dafür gibt. Man lässt sich für seine Wohltätigkeit von der Sonne bescheinen, aber die Flüchtlinge bleiben im Schatten. Mitmenschliche Fürsorgepflicht sieht anders aus!

  2. Das ist der pure Wahnsinn in einem reinen Wohngebiet die dritte Unterkunft im Abstand von nicht einmal 150Meter Luftlinie von den anderen Unterkünften zu errichten. Liebe Stadt Eschborn alles auf die Standgrenze zu verlagern hinterlässt einen faden Beigeschmack!!

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