6. Dezember 2022

Schwalbacher Spitzen

Wie bei den Germanen

Mathias Schlosser

von Mathias Schlosser

Warum verhält sich eigentlich die Zahl der Lichter, die jetzt überall in der Adventszeit aufleuchten, umgekehrt proportional zur Zahl der Mitglieder in den christlichen Kirchen? Oder anders ausgedrückt: Warum gibt es immer mehr Weihnachtsbeleuchtung, obwohl die Menschen scharenweise aus der Kirche austreten? Wer austritt, feiert kein Weihnachten. Und wer kein Weihnachten feiert, braucht auch keine Lichterketten. Trotzdem werden es immer mehr.
Das kann zum einen daran liegen, dass viele zwar irgendwie gläubig sind, aber mit der Institution Kirche nichts mehr anfangen können. Es kann allerdings auch daran liegen, dass viele überhaupt nicht gläubig sind, den Lichterglanz aber einfach nur schön finden. Schließlich finden sich die opulentesten Weihnachtsbeleuchtungen ja auch in chinesischen Großstädten.
Wenn es so ist, dann sind wir ja fast schon wieder bei den alten Germanen. Die feierten schon vor Christi Geburt in der dunklen Zeit rund um die Wintersonnenwende in ihren Familien Lichterfeste – ganz ohne Krippe, Engel und Jesuskind. Doch so weit sollten wir es nicht kommen lassen. Denn es gibt ja auch noch so etwas wie die Weihnachtsbotschaft. Und für die wäre kaum noch Platz, wenn es nur noch auf das warme Licht der ferngesteuerten LED-Lichterkette ankommt.

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Ein Gedanke zu „Wie bei den Germanen

  1. Unsere Weise, Weihnachten zu feiern ist tatsächlich germanischen, bzw. keltischen Ursprungs. Die „Wintersonnenwende“ ist der Ursprung. Damals schmückte man Bäume mit Lichtern, in der Hoffnung, dass das große Licht, die Sonne, wieder heller am Himmel erscheint. Irgendwann kamen dann im tiefen Mittelalter der Kleriker auf die Idee, Christus Geburt in diese alten Bräuche zu implementieren, in der Absicht, dieses „unchristliche“ Tun in ein christlich, religiöses Feiern umzuwandeln. Es war quasi so eine Art „Missionierungsplan“. Ob es tatsächlich in Jesus Sinne war und ist, ist eher zweifelhaft. Udo Jürgens Lied „Merry Christmas allerseits“ trifft den Kern. Weihnachten ist also viel älter als die „Christtage“, wie man hier und da auch zu sagen pflegt.

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