29. August 2023

Süwag erklärt, wie die Fernwärmepreise zu Stande kommen

„Wir wollen Transparenz“

Seit fast einem Jahr wird in Schwalbach über die extrem gestiegenen Fernwärmepreise diskutiert. Jetzt hat die Süwag, die das Schwalbacher Heizwerk seit Anfang des Jahres betreibt, ein Video veröffentlicht, das die komplizierte Preisbildung erklärt. Bericht mit Video

Auch wenn Süwag erst ab diesem Jahr für die Abrechnung zuständig ist, will sich das Unternehmen für eine „möglichst große Transparenz“ einsetzen, wie Geschäftsführer Dirk Gerber bei der Vorstellung des Videos sagte. Er hält die Vorwürfe für unberechtigt, dass der jeweilige Fernwärme-Anbieter – bis Ende 2022 „E.ON“ – in Schwalbach übermäßige Gewinne auf Kosten der Bewohnerinnen und Bewohner der Limesstadt abschöpft. Dass die Preise dramatisch gestiegen sind, räumt Dirk Gerber ein. Die Erhöhungen entsprächen aber exakt der Preisanpassungsformel, die bereits seit Anfang 2017 gilt und die jeder Fernwärmekunden akzeptiert habe.

In dem Video, das auf dem Youtube-Kanal von Süwag oder auf der Internetseite der Schwalbacher Zeitung (schwalbacher-zeitung.de) zu finden ist, erläutert HR-Moderatoren-Legende Werner Reinke in dreieinhalb Minuten, wie der Arbeitspreis zu Stande kommt. Drei Indizes, die vom Bundesamt für Statistik monatlich ermittelt werden, sind dafür verantwortlich. Sie werden in der Formel in Bezug zu den Werten aus dem Anfangsjahr 2017 gesetzt. Eigentlich soll genau das die Verbraucherinnen und Verbraucher vor unangemessenen Preiserhöhungen schützen und den Versorgern gleichzeitig die erforderlichen Preisanpassungen ermöglichen. Bei plötzlichen und starken Preisschwankungen wie im Jahr 2022 kann die Formel allerdings kurzfristig zu absurden Preiserhöhungen führen.

Zu welchem Preis der Kraftwerksbetreiber das Gas tatsächlich eingekauft hat, darüber sagt die Formel nichts aus. Sie ist ein rein statistischer Wert. Dirk Gerber erklärt aber, dass Heizwerkbetreiber in der Regel auch zu ähnlichen Preisen einkaufen und nicht mit dem Rohstoff Erdgas spekulieren. „Das wäre ein viel zu großes Risiko.“

Da in Schwalbach eine lange von allen akzeptierte Preisanpassungsformel genutzt wird, glaubt Dirk Gerber nicht, dass die aktuellen Preise juristisch anfechtbar sind. Einen Vergleich mit anderen Fernwärmegebieten hält er für schwierig. Mancherorts würden die Preise zum Beispiel auf Basis der Indexwerte des Vorjahres berechnet. „Dort kommt die große Preiserhöhung dann einfach ein Jahr später.“

Da in Schwalbach immer nach den aktuellen Indizes abgerechnet wird, hat er auch die Hoffnung, dass es mit den Fernwärmepreisen schon bald wieder nach unten geht. Und in der Tat: Nach dem Preisschock im Sommer 2022 hat sich der Preis für Erdgas fast schon wieder auf dem Niveau vor dem Ukraine-Krieg eingependelt. Gemäß der Schwalbacher Preisänderungsformel müsste das spätestens ab der Abrechnung für das laufende Jahr zu einer deutlichen Reduzierung führen. MS

 

6 Gedanken zu „„Wir wollen Transparenz“

  1. Liebe Frau Ferdinand,

    auch wenn Sie es immer wieder andeuten möchten und es zum Teil sogar wörtlich schreiben: Nein, ich mache mir die Meinung von Süwag nicht zu eigen und berichte stattdessen vollkommen wertneutral über das Thema.

  2. Lieber Herr Schlosser,
    der Artikel liest sich, als wenn Sie sich die Meinung der Süwag komplett zu eigen machen.
    Einen Satz darüber dass die Verbraucherzentrale die Sache völlig anders sieht hätten Sie sicher unterbringen können. Bei dem aktuellen Artikel über die IG-Fernwärme ist Ihnen das ja auch gelungen, da schreiben Sie nämlich:
    „Der aktuelle Heizwerkbetreiber Süwag hält die Preisformel dagegen nicht für ungeeignet und geht davon aus, dass sie die Veränderungen am Gasmarkt angemessen ausdrückt. Darüber hinaus seien Preisvergleiche zwischen Fernwärmegebieten generell schwierig, da jedes Versorgungsgebiet anders sei. „

  3. „Die Erhöhungen entsprächen aber exakt der Preisanpassungsformel, die bereits seit Anfang 2017 gilt und die jeder Fernwärmekunden akzeptiert habe.“

    Die Anschlußnehmer wurden und werden über Wechsel der Anbieter (meist innerhalb des Konzerns oder durch Zukauf) informiert und dass jetzt ein Anderer die Sepa Lastschrift in Anspruch nimmt.
    Das mit dem Wechsel auch eine völlig andere Preisformel eingesetzt wurde ist nach meinem Wissen weder öffentlich bekannt gemacht worden noch den Anschlussnehmern ausdrücklich mitgeteilt worden.
    Dies sollte Herr Gerber aufzeigen, wie, wann und wo die Anschlussnehmer über die geänderte Formel in Kenntnis gesetzt wurden und welche Widerspruchsrechte diese haben bzw. gehabt haben.
    Konkludentes Handeln, das Begleichen von Jahresrechnungen, allein dürfte rechtlich zumindest strittig sein.

    Eine derart an aktuellen Tagespreisen orientierte Preisformel gab es bisher noch nicht. Jeder normale Vermieter muss transparent die realen Beschaffungskosten offenlegen. Die technischen Einrichtungen refinanziert er über die Kaltmiete. Das geht bei Fernwärme nicht, deshalb gibt es Grundpreise. Diese Kalkulation sollte zur besseren Transparenz ebenfalls aufgeschlüsselt werden.

  4. Liebe Frau Ferdinand, der Artikel befasst sich mit einer Pressekonferenz von Süwag. Folglich geben wir in dem Artikel das wieder, was dort gesagt wurde, ohne es zu werten. Wenn zum Beispiel die IG Fernwärme ein gegenteiliges Statement abgibt, wird das genauso unkommentiert veröffentlicht. Es ist also ein ganz normaler Artikel und keine Anzeige von Süwag.

  5. „Da in Schwalbach eine lange von allen akzeptierte Preisanpassungsformel genutzt wird, glaubt Dirk Gerber nicht, dass die aktuellen Preise juristisch anfechtbar sind.“

    Der Geschäftsführer der Süwag ist also der Meinung dass das alles schon rechtens ist. Na, dann wird das sicher stimmen (lol).
    Soll das ein Artikel sein oder eine Anzeige der Süwag?

  6. Wie der Preis sich zusammensetzt wurde auch schon von EON ausführlich erläutert. Die Frage die in Schwalbach gestellt wird: Ist der Preis im Hessischen Durchschnitt vergleichbar?
    Das wird nicht beantwortet.

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