30. August 2023

Leserbrief

„Herbstgedanken“

Zum Thema Landtagswahlkampf erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Jürgen Vits. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@schwalbacher-zeitung.de .

Die Tage werden spürbar kürzer, die Temperaturen tiefer, die Sonnenstrahlen weniger. Der meteorologische Herbst hat unweigerlich begonnen und wir müssen uns auf kühlere Tage einstellen. Wie gut, dass wir uns nach Ablauf der Sommerferien in der Schwalbacher Zeitung wieder am Lächeln unseres Bürgermeisters wärmen können – auf wenigstens drei Fotos je Ausgabe.

Zum Weiterlächeln hat er in der Tat allen Grund: Über die verschwundenen 19 Millionen Euro in der Schwalbacher Stadtkasse wird nicht mehr debattiert. Von der ermittelnden Staatsanwaltschaft ist in der Öffentlichkeit nichts zu vernehmen. Wer weiß, vielleicht wird das Verfahren wegen Überlastung gar nicht erst eröffnet. Man sieht förmlich das Gras sprießen, wie es ganz langsam über die Sache wuchert. Parteifreund Eyke – Nancys Ehegatte – hält Parteifreund Alexander – solidarische Genossen duzen sich seit alten Zeiten – den Bürgermeisterrücken frei. Die Schwalbacher CDU, vasallentreue Koalitionärin der SPD, hat sich als kritische Stimme ohnehin abgemeldet. Nun wird der beginnende Landtagswahlkampf die Schwalbacher Wählerinnen und Wähler vom örtlichen Finanzskandal ablenken und ihre ganze Aufmerksamkeit absorbieren.

Zum aufflammenden Wahlkampf: Am letzten August-Wochenende wurden in Schwalbach emsig Wahlplakate aufgehängt. Die SPD scheint fast alle Straßenlaternen okkupiert zu haben. Die anderen Parteien halten sich offenbar noch zaghaft zurück und sind ins Hintertreffen geraten. Eine verblüffend jung gebliebene Herausforderin blickt uns entgegen. Auch der forsch-lächelnde Boris, in der Verteidigerposition, präsentiert auf vereinzelten CDU-Plakaten stolz seine frappierend dunkle Haarpracht.

Authentisch oder inszeniert? Egal, die teuren PR-Agenturen haben erneut ganze Arbeit geleistet. Schwalbach sammelt gerade Erfahrungen mit Straßen-Umbenennungen. Man hätte bei dieser Gelegenheit auch die Bahnstraße – zumindest temporär für die Wahlkampfzeit – in „Allee der Wahlversprechungen“ umbenennen sollen. Warum? Schauen wir uns nur die dort bereits dicht hängenden Plakate an: Die SPD verspricht für den Fall, dass sie die Ministerpräsidenten-Stuhl erobert, 6.000 neue Ärzte und (?) 6.000 Ärztinnen auszubilden, einzustellen und zu bezahlen. Andere Plakate verkünden vollmundig, dass unter SPD-Regentschaft 9.000 neue Handwerker, 25.000 neue Pflegerinnen sowie neue 12.500 Lehrer und (?) 12.500 Lehrerinnen, eingestellt werden sollen, die es nicht gibt.

Benötigt würden diese tatsächlich, da angesichts der ungesteuerten Migration an nicht wenigen allgemeinbildenden Schulen ein geregelter Schulbetrieb nur dank unermüdlicher Anstrengungen der überlasteten Lehrkräfte aufrechterhalten werden kann. Die Ursachen: Mangelnde Deutschkenntnisse, traumatisierte Kinder, fehlende Disziplin besonders gegenüber Lehrerinnen, Inklusion undsoweiter. Viele Lehrer können kaum noch ihren Fachunterricht leisten, sondern müssen als Sozialarbeiter oder Psychologen aushelfen.

Die amtierende Innenministerin unternimmt von Berlin aus zu wenig gegen den deutschen Sonderweg der Migration und möchte sich lieber in das beschauliche Hessen absetzen, um dort Symptome zu kurieren, deren Ursachen an anderer Stelle anzupacken sie nicht in der Lage ist.

Ich bin schon jetzt neugierig auf die hohlen Ankündigungen der anderen Parteien. Wir erinnern uns: Windräder, Wohnungsbau, E-Autos undsoweiter. Vielfach haben Wunschdenken, Illusionen und Utopien bei der Zieldefinition Pragmatismus und Realismus verdrängt. Meine Wahlentscheidung fiele mir leichter, falls eine Partei 19 Millionen Euro für Schwalbach verspräche, um die Stadtkasse wieder aufzufüllen und unserem finanzunkundigen Bürgermeister zu helfen. Noch ein Hinweis: Für die Versprechungen der anderen Parteien sind auf der Bahnstraße nur noch wenige Laternenmasten frei. Denn wie heißt es so schön: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Was unsere Politiker nicht selten zu vergessen scheinen: Vertrauen in die Demokratie und in ihre Akteure auf der politischen Bühne entsteht oder erodiert nicht zuletzt an der Basis. Auch hier in Schwalbach. Jürgen Vits, Schwalbach

3 Gedanken zu „„Herbstgedanken“

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