26. September 2023

Schwalbacher Spitzen

Regelbruch mit Folgen

Mathias Schlosser

von Mathias Schlosser

Jahrelang wurde am aktuellen Altstadtrahmenplan gearbeitet. Viele tausend Euro hat die Stadt an das beauftragte Planungsbüro bezahlt, das dann für das Geld auch gute Regeln erarbeitet hat, um das historische Gesicht der Schwalbacher Altstadt zu bewahren, ohne die Interessen von Bauherren zu sehr zu strapazieren.
Fünf Jahre ist das her und nun ist es die Stadt selbst, die die Regeln an zentraler Stelle außer Kraft setzt. Mit den lässigen Worten „Wir sind ja nicht Rothenburg“ – wie es eine SPD-Stadtverordnete am Donnerstag sagte – lässt es die SPD-CDU-Koalition zu, dass mit der neuen Kindertagesstätte der katholischen Gemeinde ein zweigeschossiger Klotz mit Flachdach zwischen die alten Bauernhäuser und Scheunen gepflanzt wird.
Dabei ist es durchaus möglich, das Gebäude etwas verträglicher zu gestalten. Doch die Stadt, die den größeren Teil der Kosten trägt, und die Kirchengemeinde wollen die Kita so billig wie nur eben möglich errichten. Da pfeift man dann auf seine eigenen Regeln, obwohl diese bisher zum Leidwesen vieler Hausbesitzer mit geradezu inquisitorischer Härte bei jedem angewendet wurden, der auch nur eine Solarzelle auf den spitzen Giebel montieren wollte.
Wird der Pankratius-Kindergarten so gebaut, wie es die aktuellen Pläne zeigen, sind der Altstadtrahmenplan und die dazugehörige Gestaltungssatzung tot und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Gleichbehandlungsgrundsatz wieder zu architektonischem Wildwuchs im Schwalbacher Ortskern führt.

Lesen Sie dazu auch den Bericht „Pläne sollen überarbeitet werden“ und schreiben Sie Ihre Meinung in das Feld unten!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert