7. November 2023

Vor 50 Jahren erschien die erste Ausgabe der Schwalbacher Zeitung

Warum das Blättchen gelb ist

Es ist auch heute noch interessant, in der ersten Ausgabe der Schwalbacher Zeitung vom November 1973 zu lesen. Foto: Schlosser

An welchem Tag genau es passierte, ist heute nicht mehr bekannt. Es war jedenfalls vor genau 50 Jahren im November 1973, als die Schwalbacherinnen und Schwalbacher zum ersten Mal die Schwalbacher Zeitung in ihren Briefkästen fanden.

Es war eine Zeit, in der die meisten Fernseher noch schwarz-weiß flimmerten und in der Internet und Smartphone noch nicht einmal in Science-Fiction-Romanen beschrieben wurden. In dieser weitgehend computerlosen Zeit bedeutete es einen enormen Aufwand, eine kleine lokale Monatszeitung herauszugeben. Doch der Schwalbacher Horst Schölhorn ließ sich davon nicht beeindrucken und produzierte mit einem kleinen Team in jenem November 1973 erstmals seine Schwalbacher Zeitung – damals noch komplett ehrenamtlich in der Freizeit.

Vorangegangen war ein heftiger Streit, der beinahe vor Gericht geendet hätte. Die Vereinigung Limesstadt e.V. – ein heute längst vergessener Verein – brachte nämlich zwischen 1969 und Oktober 1973 die Zeitung „Neues Schwalbach“ heraus, die ebenfalls auf Initiative von Horst Schölhorn entstanden war. Das Blatt hatte ursprünglich die Funktion, die vielen neuen Einwohner Schwalbachs in der Limesstadt zu informieren und zu helfen, dass sie sich vernetzen – wie man heute sagen würde.

Im Jahr 1973 kam es allerdings zu einem Zerwürfnis zwischen den Herausgebern der Vereinigung Limesstadt und dem Redaktions-Team um Horst Schölhorn. Schließlich wollte der Verein Horst Schölhorn verbieten „Neues Schwalbach“ weiter jeden Monat erscheinen zu lassen. Am 15. Oktober schlossen die Beteiligten im letzten Moment einen außergerichtlichen Vergleich. „Neues Schwalbach“ wurde beerdigt und ab Anfang November 1973 wurden die Schwalbacher von der „Schwalbacher Zeitung“ informiert. Die neue Zeitung wurde auf gelbem Papier gedruckt, so dass es für die Schwalbacher fortan das „Gelbe Blättchen“ war.

Das entwickelte sich in den Folgejahren prächtig. Vereine, Kirchen, die Parteien und die Stadtverwaltung nutzten die kleine Zeitung, die alle Haushalte erreichte, um ihre Mitteilungen unter das Volk zu bringen. Und dazwischen kamen immer wieder die Bürger zu Wort, die ungeschminkt ihre Ansichten kundtun durften und davon reichlich Gebrauch machten.

Das führte immer wieder zu Ärger. In den 80er-Jahren zum Beispiel lag die Schwalbacher Zeitung praktisch im Dauer-Clinch mit dem Rathaus, das mehrfach die Gerichte bemühte, um missliebige Meinungsäußerungen mit Gegendarstellungen zu unterbinden. Gelungen ist das freilich nicht ein einziges Mal.

In den 90er-Jahren beruhigte sich das Verhältnis und auch bei Behörden und Politikern wurde der Umgang mit Medien professioneller. Die Schwalbacher Zeitung indes geriet in unruhigere Gewässer. Ein Verlag aus Gießen hatte das „Gelbe Blättchen“ 1998 von Horst Schölhorn erworben, der in den wohlverdienten Ruhestand gehen wollte.

Die lokale Berichterstattung wurde zugunsten von überörtlichen Berichten reduziert, dafür kam das Blättchen nun wöchentlich heraus. Weder Lesern noch Anzeigenkunden gefiel das und auch die neuen Verleger verloren die Freude an ihrem Kauf und wollten die Schwalbacher Zeitung Ende der 90er-Jahre einstellen. Überlebt hat sie nur, weil Horst Schölhorn einsprang und sein „Blättchen“ über Wasser hielt.

Am 1. Januar 2000 erfolgte dann der Generationswechsel. Mathias Schlosser holte die Schwalbacher Zeitung mit einem neugegründeten Verlag zurück nach Schwalbach. In den folgenden Jahren erlaubten die vielen technischen Fortschritte dann mehr Fotos, Vierfarbdruck und eine insgesamt kostengünstigere Produktion, so dass die Zukunft des „Gelben Blättchens“ gesichert war.

Weitere 23 Jahre später ist die Medienwelt erneut im Umbruch. Und daher wird sich die Schwalbacher Zeitung in ihrem 51. Jahr deutlich verändern. Sie wird im Laufe des Jahres 2024 moderner, schneller, umfangreicher und nachhaltiger werden. Wie das genau aussehen wird, erfahren Sie in einigen Wochen. Die Weichen sind gestellt, dass die Schwalbacher Zeitung auch in den nächsten 50 Jahren das wichtigste lokale Informationsmedium der Stadt bleiben wird. sz

Hier die Ur-Schwalbacher-Zeitung vom November 1973:

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert