14. November 2023

Leserbrief

„Nie wieder! Schon wieder?“

Zum Kommentar „Verwechslungsgefahr“ in der Ausgabe vom 8. November erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Jürgen Vits. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@schwalbacher-zeitung.de.

Die letzten „Schwalbacher Spitzen“ unter der Überschrift „Verwechslungsgefahr“ von Herrn Schlosser dürfen nicht unwidersprochen bleiben. Wieder einmal zeigt es sich, dass komplexe Sachverhalte wie der Nahost-Konflikt nicht mit ein paar Sätzen abgehandelt werden können, zumal, wenn sie sich als verzerrend und irreführend erweisen. Herr Schlosser spricht mit Blick auf Israel von einem Krieg, der von einer „in Teilen rechtsextremen Regierung“ geführt werde, die nun „maßlos auf Kosten der Zivilbevölkerung“ zurückschlüge.
Die Fakten: Israel ist die einzige Demokratie im Nahen Osten, auch wenn die aktuelle Regierung in vieler Hinsicht kritikwürdig sein mag. Auf was es aber ankommt: Sie ist abwählbar und sie wird wieder abgewählt. Die israelische Zivilgesellschaft hat in den vergangenen Monaten auf eindrucksvolle Weise ihr „Demokratiebewusstsein“ unter Beweis gestellt: Mit ihren Protesten gegen Netanjahus geplanter Justizreform.
Das brutale Unterdrückerregime des Irans hingegen, das mit allen Schurkenstaaten dieser Welt verbandelt ist, und dessen terroristische und militärische Arme im Libanon und in Gaza haben offen die Vernichtung Israels angekündigt. Der barbarische Hamas-Angriff auf unschuldige Menschen im Süden Israels, das größte Pogrom seit der Schoa, wurde in der islamischen Welt als ein erster Schritt gefeiert.
Folglich hat die israelische Führung nicht nur das Recht, sondern für sein Volk sogar die Pflicht, diesen Angreifer endgültig unschädlich zu machen, zumal die Hamas seit Jahren Israel aus dem Gaza-Streifen mit ihrem Raketenhagel terrorisiert. Es geht hier um das Existenzrecht Israels, der einzigen „sicheren“ Heimstätte, die Juden auf der Welt haben. Während sich die menschenverachtende Hamas in diesem Verteidigungskrieg Israels feige hinter der palästinensischen Zivilbevölkerung duckt und diese Menschen als Geiseln missbraucht, unternimmt Israel das militärisch Mögliche, um die palästinensischen Zivilisten zu schonen, was wiederum die Hamas verhindern will, nur um für ihre Propaganda zivile Opfer zu „produzieren“. „Maßlos“ sind nur der Iran und die Hamas, nicht jedoch Israel.
Beobachtet man die antisemitischen Sympathiebekundungen in deutschen Städten, bei denen teilweise unverhohlen zur Vernichtung Israels aufgerufen wird, dann habe ich meine Zweifel, dass hier lebende Muslime, wie Herr Schlosser meint, sich „zunächst einmal als Deutsche“ fühlten. Im Gegenteil: In Deutschland haben sich seit Jahren allerorten Parallelgesellschaften herausgebildet, die sich keinen Deut für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung interessieren. Die deutsche Politik wollte dies in ihrer Naivität nur lange nicht wahrhaben.
Auch die islamischen Verbände schweigen vielsagend zu diesem Treiben, noch dazu pflegt der türkische Alleinherrscher Öl in das lodernde Feuer des Hasses und der Desintegration zu gießen. Mit der ungesteuerten Migration aus dem islamischen Kulturraum seit 2015 wurde und wird der islamische Antisemitismus kontinuierlich importiert. Jetzt tritt er in einigen Hot Spots schamlos und offen an die Oberfläche. Diese Probleme werden schon bald auch den Landkreisen und Kommune über den Kopf wachsen, wenn das so weiter geht und sich die deutsche Migrationspolitik nicht bald radikal ändert.
Gleichzeitig ziehen sich die jüdischen Deutschen immer mehr zurück, denn sie haben Angst. Das Gros der nicht-jüdischen Deutschen indes schweigt, schaut weg, relativiert und beschwichtigt. So wundert es nicht, dass aus einem „nie wieder“ offenkundig ein „schon wieder“ geworden ist. Ja, Herr Schlosser, wie gut, dass in Schwalbach bisher „nur“ eine Israel-Fahne entfernt wurde. Was macht das schon, schließlich hing sie in einem „verdreckten Fenster eines seit Jahren leerstehenden Hauses“. Ja, Herr Schlosser, „hoffentlich bleibt es dabei.“ Wäre dann alles gut?
Ich bin zutiefst beunruhigt, dass ich einen solchen Leserbrief an einem 9. November schreiben muss. Heute vor 85 Jahren begann das November-Pogrom. Doch wen interessiert das schon?

Jürgen Vits,
Schwalbach

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