Zum Kommentar „Das Virus am Ballermann“ erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Axel Fink. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@schwalbacher-zeitung.de.
In den Schwalbacher Spitzen „Das Virus am Ballermann“ äußert sich Herr Schlosser kritisch zu den Lockerungen des innereuropäischen Reiseverkehrs und befürchtet eine hierdurch ausgelöste zweite Welle. Auch wenn wir selbst als Familie dieses Jahr nicht ans Mittelmeer reisen, möchte ich dazu Folgendes anmerken: Ja, es ist richtig, dass die Pandemie nicht vorüber ist und wir wachsam bleiben müssen über die nächsten Monate; und zwar egal wo wir uns gerade aufhalten oder Urlaub machen. Richtig ist aber auch, dass die Lockerungen im Reiseverkehr sachlich begründet sind und ein weiteres Festhalten an flächendeckenden Grenzschließungen rechtlich wie politisch kaum zu rechtfertigen wäre.
Deutschland hat in Absprache mit den EU-Partnern zwei Kriterien für Grenzöffnungen definiert und umgesetzt. Zum einen ein aktuell vergleichbares Infektionsgeschehen und zum anderen vergleichbare Eindämmungsmaßnahmen. Um beim Beispiel Mallorca zu bleiben: Die dortigen Maßnahmen sind aktuell mindestens so strikt wie bei uns. Es gilt ein Abstandsgebot von zwei Metern (statt 1,50 Meter), eine vergleichbare Maskenpflicht und strenge Auflagen für Hotellerie und Gastronomie. Die Zahl der wöchentlichen Neuansteckungen schwankte in den vergangenen Wochen Medienberichten zu Folge zwischen drei und acht pro 100.000 Einwohner, lag also deutlich unter der vom Robert-Koch-Institut festgelegten Schwelle von 50, und etwa auf dem gleichen Niveau wie das Rhein-Main-Gebiet.
Überspitzt gesagt ist die Gefahr sich mit COVID-19 zu infizieren am Strand von Palma statistisch derzeit niedriger als beim Einkaufsbummel auf der Zeil. Es wäre daher an der Zeit, den europäischen Gedanken, der in meinen Augen viel zu stark gelitten hat während der letzten Monate, wieder stärker in den Vordergrund zu rücken. Axel Fink, Schwalbach