10. Oktober 2023

Die Stadt hofft, das Schulkinderhaus II auf dem Moos-Gelände noch weiter betreiben zu können

Hoffnung auf Einigung

Große Unsicherheit herrscht zurzeit bei Eltern, die Kinder an der Geschwister-Scholl-Schule haben. Denn niemand weiß im Moment, wo und wie die Stadt Schwalbach die Betreuung der Kinder ab November organisiert. Wenn die Verhandlungen der Stadt mit der Familie Moos scheitern, muss das komplette Schulkinderhaus II am 31. Oktober geschlossen werden und 70 Kinder werden auf die beiden übrigen Einrichtungen verteilt.

Das hätte insbesondere um die Mittagszeit, wenn die Kinder Essen sollen, gravierende Konsequenzen. Denn die beiden anderen Schulkinderhäuser und die dazugehörigen Außenstellen sind weitgehend ausgelastet. Am Freitag gibt es erneut ein Gespräch zwischen der Familie Moos, einem möglichen Käufer des Geländes in der Burgstraße, Bürgermeister Alexander Immisch und den Vorsitzenden der Fraktionen im Stadtparlament.

Hintergrund der misslichen Situation ist, dass der Mietvertrag der Stadt mit der Familie Moos am 31. Oktober endet. Die Stadt möchte das Schulkinderhaus im Obergeschoss über dem ehemaligen Baumarkt gerne möglichst bis Ende 2024 weiter mieten. Doch die Familie Moos will den Vertrag erst verlängern, wenn klarer ist, wie das 10.000 Quadratmeter große Gelände mit Wohnungen bebaut werden darf.

In Schwalbach wird deswegen vielfach von „Erpressung“ geredet. Das weißt Michelle Moos von der Eigentümerfamilie des Grundstücks jedoch strikt zurück und erinnert daran, dass sie selbst vor 15 Jahren zu den Initiatoren der „Moosburg“ zählte. „Wir waren uns Anfang Juli einig, dass nach der Sommerpause ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan getroffen wird“, berichtet sie. Leider sei dann aber bis Mitte September nichts passiert, ehe die Stadt einen „Forderungskatalog“ geschickt habe. Vor diesem Hintergrund könne der Mietvertrag aktuell nicht verlängert werden.

Bürgermeister Alexander Immisch dagegen erklärt, dass die Stadt lediglich die Unterlagen versandt habe, die die Familie Moos benötigt, um den gewünschten Aufstellungsbeschluss beantragen zu können. „Ich werde versuchen, das bei unserem Gespräch am Freitag auszuräumen und hoffe sehr, dass wir den Mietvertrag kurzfristig verlängern können.“ Das Geld dazu ist vorhanden: Obwohl die Stadt aktuell keinen Mietvertrag für das kommende Jahr besitzt, hat sie für alle Fälle für die Miete der „Moosburg“ 55.200 Euro in den Haushaltsentwurf für 2024 geschrieben.

Allerdings steht hinter dem Ganzen mehr als nur ein Missverständnis. Faktisch gibt es sehr wohl unterschiedliche Auffassungen zwischen Stadt und Investor über die künftige Bebauung des Geländes. So wünschen die Stadtverordneten von SPD und CDU eine Replik der Schwalbacher Burg, einen sogenannten „Winterraum“, in dem Kinder in der kalten Jahreszeit spielen können, und einen kleinen Veranstaltungsraum für Familienfeiern – Vorstellungen, die für den Investor problematisch sind und an denen die Entwicklung des riesigen Grundstücks scheitern könnte.

Wie genau er das Moos-Areal bebauen möchte, hat der Investor der Stadt und Vertretern der Fraktionen bereits in einer ersten Studie vorgestellt. Neben einigen Reihenhäusern sollen danach mehrstöckige Mehrfamilienhäuser mit bis zu 120 Wohnungen entstehen. Detaillierte Pläne werden aber erst im Zuge des Bebauungsplanverfahrens erstellt.

Ob die inhaltlichen Differenzen am Freitag ausgeräumt werden können, ist unklar. Gleichwohl könnte trotzdem eine Einigung zwischen der Familie Moos und der Stadt erzielt werden, dass das Schulkinderhaus II doch noch weiter genutzt werden kann. Denn bis das Grundstück tatsächlich bebaut wird, könnte noch ein Jahr oder mehr vergehen.

Stadt bereitet sich vor

Für den Fall, dass die Familie Moos den Mietvertrag nicht verlängert, bereitet sich die Stadt darauf vor, die 70 Kinder, die aktuell in der „Moosburg“ betreut werden, in den anderen beiden Einrichtungen unterzubringen. Nach Berechnungen der Stadt könnten 13 Kinder in die Außenstelle im Vereinsheim des Kleingartenvereins umziehen. 16 Kinder sollen ins Schulkinderhaus I wechseln, das dann mit insgesamt 90 Kindern belegt wäre. In die „Kinderwohnung“ in der Ringstraße sollen fünf Kinder ziehen. Das Schulkinderhaus III soll auf 110 Plätze aufgestockt werden, so dass dort 13 Kinder aus der „Moosburg“ unterkommen könnten. Die restlichen 23 Kinder sollen für den Fall einer Schließung des Schulkinderhauses II in einer weiteren, neuen Außenstelle betreut werden. „Wir haben da eine konkrete Lösung im Auge“, sagt Alexander Immisch.

Das Personal der „Moosburg“ will die Stadt gleichmäßig auf die anderen Einrichtungen verteilen. Amtsleiterin Brigitte Wegner: „Wir versuchen für jedes Kind individuell die beste Lösung zu finden. Wenn es irgendwie möglich ist, sollen die Kinder ihre Bezugspersonen und auch ihre Freundinnen und Freunde behalten können.“

Unabhängig davon, ob die „Moosburg“ über den 31. Oktober hinaus zur Verfügung steht, haben erste Planungen für einen längerfristigen Ersatz begonnen. Dieses soll größtenteils auf dem städtischen Grundstück „Am Erlenborn“ errichtet werden, wobei die Stadt für den Containerbau auch eine kleine Fläche des kreiseigenen Schulgrundstücks benötigen wird.

Alexander Immisch schätzt, dass der Bau, für den 2,5 Millionen Euro im Haushalt 2024 eingeplant sind – ein bis anderthalb Jahre dauern wird, so dass das Gebäude Ende 2024 oder im Frühjahr 2025 zur Verfügung stehen wird. MS

 

4 Gedanken zu „Hoffnung auf Einigung

  1. Noch ein kleiner Nachtrag an Jens: Ich habe damals auch für das neue Schulkinderhaus gekämpft und leider haben wir am Ende knapp verloren. Es wäre meiner Meinung nach gut, wenn es stünde, aber es war nie vorgesehen die ‚Moosburg‘ damit zu ersetzen.

    Wir hätten dann nicht die ‚Containerlösung‘, die aktuell auf dem Schulgelände steht und stünden vor der gleichen Herausforderung.

  2. Hallo DD. Grundsätzlich ist das ein guter Vorschlag. Bis das Feuerwehrhaus am neuen Standort fertig ist, wird es aber noch einige Jahre dauern und der Kreis wird die Grundschule ebenfalls in ein paar Jahren sehr weitgehend umbauen und dann die Schulkinderhäuser übernehmen. Ich denke Ihr Vorschlag wäre eine Option, wenn die Feuerwehr früher fertig wird, um beispielsweise die Bauphase zu überbrücken. Es sollte dann in jedem Fall überlegt werden.
    Als Dauerlösung wird der Kreis nach Übergang der Trägerschaft aber eher keine Außenstellen übernehmen, die nicht direkt an das Schulgelände angrenzen. Und das Grundstück bietet durch seine Lage (verkehrsgünstig
    / Eingang zur Altstadt) auch anderes Entwicklungspotential.

  3. Warum kann denn das bisherige Feuerwehrhaus nicht zu einem Schulkinderhaus für alle GSS-Kinder werden, wenn die Feuerwehr zum neugebauten Bauhof zieht?

  4. Vor einigen Jahren haben wir, Schwabacher Bürger, über einen Neubau für Schulkinderhaus Am Erlenborn angestimmt. Die SPD war dagegen und wollte auf die Bürger nicht hören. Jetzt hätten wir das Problem nicht.
    Herr Immisch wird vielleicht nicht nur wegen Greensills-Pleite in der Schwalbachs Geschichte bleiben, sondern auch als „Container-immisch“ berühmt.

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