4. März 2024

Nicht-öffentlicher Vertrag über Rechenzentrum am Kronberger Hang

Grüne fordern öffentliche Debatte

Das erste Rechenzentrum am Kronberger Hand steht kurz vor der Fertigstellung. Zwei weitere könnte in dem Gewerbegebiet noch entstehen. Foto: B90/Die Grünen

Die Schwalbacher Grünen fürchten, das erneut eine politische Entscheidung gefällt wird, die die Fernwärmekunden in der Stadt teuer zu stehen kommen könnte. Sie wenden sich gegen eine aus ihrer Sicht unnötige Eile beim Abschluss eines Vertrags mit einem der Unternehmen, das am Kronberger Hang ein Rechenzentrum bauen will.

#Seit einigen Wochen diskutieren die Stadtverordneten in nicht-öffentlichen Sitzungen einen städtebaulichen Vertrag mit dem Unternehmen, das auf dem Grundstück gegenüber der Aldi-Filiale ein zweites Rechenzentrum am Kronberger Hang errichten möchte. Neben den üblichen Fragen nach Form und Ausgestaltung des Gebäudes, Lärm- und Abgasemissionen geht es nach Angaben der Grünen vor allem auch um die Nutzung der Abwärme des zu bauenden Rechenzentrums für die Schwalbacher Haushalte. Unstrittig ist die Frage, ob die vielen Megawatt an Abwärme, die das Rechenzentrum produzieren wird, für die Schwalbacher Fernwärmeversorgung genutzt werden soll. Ab 2026 sind die Betreiber von Rechenzentren dazu sogar gesetzlich verpflichtet.
Der Vertrag mit dem Rechenzentrums-Betreiber, der zurzeit im Parlament liegt, legt laut den Grünen Details zur Übergabe der Wärme über viele Jahre fest und damit letztlich auch die langfristigen Kosten für die Schwalbacher Fernwärmekundinnen und -kunden. „Die Süwag als Fernwärmebetreiberin und Wirtschaftsunternehmen hat natürlich ihre eigenen konkreten Vorstellungen. SPD und CDU wollen deren Konzept nun einfach übernehmen. Es steht zu befürchten, dass die Interessen der Fernwärmekunden dabei erneut zu kurz kommen“, schreibt Stadtverordneter Thomas Nordmeyer in einer Pressemitteilung. Trotz der großen Tragweite habe sich die SPD/CDU-Koalition entschlossen, den Vertrag „in kürzester Zeit und in nichtöffentlicher Sitzung durchzupeitschen“. Keine 24 Stunden habe man den Mitgliedern des zuständigen Ausschusses für Bau, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz gegeben, das komplexe Vertragswerk vor einer Beschlussfassung überhaupt nur durchzusehen. Eine von den Grünen geforderte Vertagung wurde mit den Stimmen der Koalition abgelehnt. Die für das Thema zuständige Energiekommission sei erst gar nicht informiert worden.
“Wir bedauern, dass SPD und CDU der Öffentlichkeit erneut nicht die Zeit für eine inhaltliche Debatte geben”, so Thomas Nordmeyer und erinnert an die Vertragsabschlüsse mit der Nassauischen Heimstätte und E.on, die nach Meinung der Grünen einer der Gründe für die erhöhten Fernwärmepreise in den Jahren 2021 und 2022 sind.
“Wir fordern die Koalition auf, endlich einzulenken und die Öffentlichkeit ausreichend zu beteiligen”, so Nordmeyer weiter. Man müsse dabei nicht den gesamten Vertrag veröffentlichen. Aber eine öffentliche Diskussion über die wichtigsten Parameter müsse in jedem Fall möglich sein. “Es geht um nicht weniger als die Wirtschaftlichkeit der Fernwärme in der nahen Zukunft. Da ist es fahrlässig, die Kompetenz in der Bevölkerung nicht zuzulassen und kritische Stimmen auszublenden.” red

2 Gedanken zu „Grüne fordern öffentliche Debatte

  1. Vollkommene Zustimmung. Aber man muss auch bedenken, dass die Fernwärmebetreiber gesetzlich verpflichtet sind, Alternativen zu Gas zu finden. Kosten dürfen nicht auf den Kunden umgelegt werden. Infrastruktur muss der Betreiber liefern, Abwärme muss seitens der RZ Betreiber abgegeben werden. Wenn diese Abwärme kostenlos ist, muss der Endverbraucher es spüren. Der Kunde muss entlastet werden im Verhältnis zum Gas Betrieb. Das sollte in einem Vetrag geregelt sein. Wenn es nicht so ist, ist es grob fahrlässig allen Zwangskunden gegenüber.

  2. Es war in der Frankfurter Rundschau bereits zu lesen, dass ursprünglich die notwendigen Wärmetransformatoren zur nutzbringenden Gewinnung der Abwärme aus den Rechenzentren auf dem Gelände des Fernheizwerks platziert werden sollten. Das ist überhaupt nicht nachzuvollziehen und funktioniert offenbar technisch auch nicht, es käme wohl nur lauwarmes Wasser an.
    So sollen die notwendigen Wärmetauscher zur Erhöhung der Abwärmetemperatur und Übergabe jetzt jeweils auf den Grundstücken der Rechenzentren errichtet und betrieben werden.

    Es kann nicht angehen, dass die Fernwärmenutzer diesen Aufwand tragen sollen, zumal die Betreiber von Rechenzentren gesetzlich verpflichtet sind, die Abwärme bereit zu stellen. Hierbei ist aber auch zu beachten welcher Aufwand zu betreiben ist, um diese Abwärme in ein Hochtemperaturnetz eines Fernwärmenetzes einzuspeisen und wie weit die Rohrleitungen zum Transport ohne Zwischennutzung bis ins Fernheizwerk laufen. Wer trägt den Rohrleitungsverlust?

    Die Süwag hat nach Angaben der Frankfurter Rundschau bereits verlautbart, dass die Eigentümer der Gebäude im Anschlussgebiet erst einmal ausreichend in Gebäudedämmung investieren müssten, damit das Netz dann auch für die Erweiterung des Anschlussnehmerkreises (Ausbau) genutzt werden kann. Wer zusätzlich angeschlossen werden könnte haben sie nicht gesagt.
    Es bliebe ja nur der alte Ortskern übrig, alle anderen Liegenschaften in der Limesstadt und neuen Ortsmitte unterliegen bereits dem Anschluss und Benutzungszwang.
    Süwag informiert über den Ausbau der Fernwärme https://www.fr.de/rhein-main/main-taunus-kreis/schwalbach-ort95921/zwei-trassen-werden-geprueft-92799003.html

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